Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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ein graues Männchen, welches gelbe Stiefeln an hatte, in der einen 
Hand ein Sächchen trug und mit der anderen winkte. Die Frau 
ging aber nicht hinzu. Am folgenden Tage kam sie wieder auf 
ihr Feld, um vielleicht etwas Außerordentliches zu sehen. Als sie 
auf dem Feldrande hingeht, kommt sie an jene Stelle, wo aber 
das Mosenstöckchen regelrecht herausgestochen war, und auf der ent- 
blößten Stelle lagen in der obersten Reihe drei Zwanzigkreuzer, 
gleich darunter zwei Vierpfennigstücke und zu unterst ein Dreier. 
Aach einigem Bedenken nimmt sie das Geld und geht nach Hause. 
Durch ihren Fund gelockt, geht sie am folgenden Tage wieder hin- 
über und findet genau an derselben Stelle dasselbe Geld und in 
derselben Ordnung. So geht es elf Tage fort, da entdecht sie end- 
lich ihr Glück ihrem Ehemann und aus war's. Als sie am zwölften 
Tage hinüberkam, war die Stelle mit Rasen wohl verschlossen und 
kein Geld mehr zu sehen. 
—— —— — 
848. Der Schatz in der Streche bei Oelsnitz. 
Gräße, Rd. II, Nr. 662; Köhler, Aberglauben usw., S. 559. 
In Oelsnitz lebte im 18. Jahrhundert ein Mann namens 
Fölk. Zu dessen Bett kam in der Nacht ein graues MUMlännchen 
und sagte: „Gehe mit mir.“ Aber Fölk ging nicht, auch nicht, als 
es zum zweiten M-ale kam. Doch erzählte er den Fall einem an- 
deren, der ihm den Rat gab: „Wenn's wieder kommt, so gehe mitl“ 
Das Männchen kRam wirklich zum dritten Alale; Fölk kleidet sich 
an, bindet auch seine Schürze um und geht mit. Das Mlännchen 
führte ihn nun in einen Garten dicht außerhalb der Oelsnitzer 
Stadtmauer, in großer Aähe des jetzigen Gerichtshauses, und zwar 
auf die ebene „Strechkhe"“ des Gartens, wo ein Seiler seine Waren 
drehte. An einem Orte der „Streche"“ lag eine Steinplatte und zu- 
gleich ein großer schwarzer Hund, der aber ruhig blieb. Als sich 
die Steinplatte in die Höhe tat, war ein eingelassener, mit Gold ge- 
füllter Kessel zu sehen, und das graue Männchen gab dem Fölk zu 
verstehen, er möge nun von dem Inhalte des Kessels in seine 
Schürze fassen, soviel er fortbringen könne. Derselbe tat es auch. 
Als er genug hatte und seinen Rüchweg antrat, mußte er wieder, 
wie dies auf dem Heimwege bereits geschehen war, über einen Zaun
	        
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