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türe öffnen wollte, wurde der Lärm noch größer, und es klang, als
ob alle bösen höllischen Geister dicht an seinen Fersen wären. Jetzt
konnte er es nicht mehr verwinden, ohne einen Blick rüchwärts in
sein Haus zu treten, da er sich nun für geborgen hielt. Er sah
sich um; plötzlich aber wurde alles still, und die goldene Kette war
verschwunden. Aur das erste Glied hielt er in seiner Hand. E#s
war jedoch genug, ihn zum vermögenden Manne zu machen.
859. Ein Berggeist betrügt einen Schatzgräber.
Gräße, Bd. I, Nr. 485; Meltzer, Schneeberger Chronik, S. 1146.
Im Jahre 1679 hat sich in dem sonst sogenannten Knapp=
schaftshause zu Schneeberg, welches ein gewisser Nikolaus Hachker,
Bergmeister zu Schneeberg, besaß, ein Gespenst in Gestalt eines
alten graubärtigen kleinen Mannes einem Schüler, der in gedachtem
Hause zur selbigen Zeit seine Wohnung hatte, sehen lassen, und hat
es durch sein öfteres Erscheinen und Sprechen mit ihm endlich dahin
gebracht, daß der Schüler zuletzt nicht mehr furchtsam war, sondern
einen von dem Gespenste ihm angegebenen Schatz zu graben sich
erkühnte. Wiewohl er nun diesen Schatz, nachdem er tags zuvor
immer danach gegraben, endlich in vielen goldenen Ketten und
Silbergeschirr, darauf sonst die alten Schneeberger viel gehalten, er-
blicht haben wollte, so hat er dennoch das betrogene Spiel in den
Händen gehabt. Denn als es zum Treffen und Heben gekommen,
wie dazu das alte Mlännlein die Zeit gesetzt, hat der Schüler in
dem Gewölbe, wo er allein gewesen, zwar gesehen, wie zwei an-
wesende Männer den Schatz aus der Erde gehoben haben und
lauter Pretiosen auf den daselbst vorhandenen Tisch ausschütteten,
wonach ihn auch das alte Männlein greifen heißen, aber da er
daneben von einem andern, der auf einem Sessel an der Seite ge-
sessen, die Worte gehört, wie er als ein armer Mensch sich erkühnen
könne, einen solchen kostbaren Schatz zu heben, darüber er als der
Herr der Welt doch die Macht habe? ist er voll Schrecken wieder
umgekehrt und, wie leicht zu erachten, in selbiger Stunde in höchster
Angst gewesen, bis der Seiger nachmittags 4 Uhr geschlagen. Denn
eben bis auf diese Stunde hatte das alte Mlännlein die Gelegenheit