Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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zum Schatzgraben gesetzt, und gerade um diese Zeit hat ein ziem— 
licher Sturmwind gewütet und einen Baum im Garten umgebrochen, 
dahin zugleich, wie das Gespenst bei seiner letzten Erscheinung ge— 
sagt, der Schatz aus dem Hause fortgerückt sein sollte. 
860. Die unterbrochene Schatzgräberei zu Schneeberg. 
Gräße, Bd. J, Ar. 593; Vorläufige kurze doch zuverlässige Nachricht von 
denen in Citirung der Geister begriffen gewesenen Schatzgräbern, so am 
Sonntag Lätare, als den 22. März 1716 in der Chursächsischen Ober-Ertz— 
gebirgischen Bergstadt Schneeberg auf Obrigk. Befehl überfallen und theils 
in gefängliche Verhaft gebracht worden. Gedruckt nach dem Leipziger 
Exemplar 1716 in 4. S. a. Histor. Nachr. von unterird. Schätzen von 
Variamando. Frankfurt und Leipzig 1738, S. 348 ff. 
Es befand sich zu Schneeberg ein Mann, namens Bauer- 
Schnurr, welcher mit etlichen Schatzgräbern ein Komplott gemacht, 
auf seinem Malzhausboden durch ordentliche Zitierung der Geister 
zu vernehmen, wo und wie man in dieser Gegend Schätze graben 
und finden könnte. Als nun die Obrigkeit hiervon Kenntnis er- 
halten, hat sie durch Gerichtsdiener diese Bösewichter überfallen, und 
hatte man drei dieser Schatzgräber, einen Schmiedeknecht, einen 
Ingenieur aus Eisenach und einen Müller aus Wildenfels inhaftiert, 
einer aber, ein gewisser Lans Tietze aus Sangerhausen, ist ent- 
sprungen, dem der sogenannte Bauer-Schnurr auch gefolgt ist. Man 
hat nun aber folgendes gefunden. Unten auf dem Malzhausboden 
war ein großer Kreis, 34 Ellen in der Runde, geschlossen, mit 
Kreide dreifach hintereinander abgezeichnet. In dem einen waren 
viele Kreuze gemalt, in dem andern viele geistliche Sprüche ein- 
geschrieben und in dem dritten wieder unterschiedliche Kreuze, auch 
andere Namen und Charaktere mit Kreide abgezeichnet zu sehen, 
und in der Mitte des Kreises stand ein mit einem weißen Tuche 
bedechter Tisch, der hin und wieder mit Blut besprengt war; über 
diesem Zirkel und Tisch an der Decke waren angemalt allerhand 
Himmelszeichen und Sterne und auf die Papiere allerhand Sprüche 
geschrieben, so hingen. In der Mitte an der Decke war aber auf 
Papier abgemalt das Leiden Christi und allerhand Sprüche, in- 
gleichen wiederum hebräische Buchstaben; unter dem Tische ein großes
	        
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