Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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871. Die Schätze von Oberlauterstein bei Zöblitz. 
Köhler a. a. O., Nr. 301; „Glüchkauf“, 2. Jahrg., Ar. 5. 
Ein Holzhauer aus Zöblitz arbeitete vor vielleicht 300 Jahren 
in der Aähe des Oberlautersteins. Es war Abend geworden, und 
eben wollte er nach Hause gehen. Da trat aus einer verfallenen 
Burgmauer ein Mann in alter Rittergestalt hervor. Hinter ihm 
öffnete sich eine große Höhle, in dieser brannte ein helles Feuer, 
und deutlich sah der bestürzte Waldarbeiter eine Braupfanne voll 
rotglühendem Gold. Der alte Ritter winkte ihm freundlich und 
reichte dem Holzhauer einen ordinären Ziegelstein hin. Schüch- 
tern griff der Mann darnach. Sogleich geschah ein Donnerschlag; 
die ganze Erscheinung war im Au verschwunden, und der Arbeiter 
stand im Finstern, den Ziegelstein in der Hand haltend. Er ging 
nach Hause; aber da ihm der Ziegelstein zu schwer wurde und er 
sich nicht mit dem unnützen Gute herumtragen und zu Hause aus- 
lachen lassen wollte, so warf er ihn ins Gebüsch. „Aun, Mann, 
wie siehst du nur aus?“" fragte ihn mürrisch und spottend die Frau; 
„du glänzt ja, als wenn du vergoldet wärst am Armel.“ Der 
Mann sah nach und erblickte den reinsten Goldstaub an den Händen 
und seinen Kleidern. Aun erzählte er seine Geschichte am Schloß- 
felsen. Am anderen Morgen suchte er bei guter Zeit nach dem 
weggeworfenen Steine mit Weib und Kindern. Allein umsonst; 
den edlen Stein hat niemand wiedergesehen. 
Am Silvestertage nachts 12 Uhr, wenn die Glocken zu Zöblitz 
das neue Jahr verkünden, erhebt sich mit dem ersten GElockenschlage 
der hohe Fels des Oberlautersteins, und ein Zuschauer kann vom 
Tale aus die Braupfanne voll Gold betrachten und mittels eines 
wacheren Geisterbanners heben. Mlit dem letzten Glockenschlage 
verschließt sich die Höhle wieder, und die Braupfanne sinkt in 
die Tiefe. 
872. Die Schätze der Burg Niederlauterstein bei Zöblitz. 
Köhler a. a. O., Ar. 300; nach „Glück auf!“, 2. Jahrg., Nr. 5. 
In den unterirdischen Gewölben der Ruine des Schlosses 
Viederlauterstein sollen drei Kessel stehen, jeder eine Elle hoch und 
breit, mit lauter gemünztem Golde gefüllt. In einem andern Kessel
	        
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