Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 704 — 
liegen Edelsteine, Kleinodien von unendlichem Wert und eine goldene 
Krone aus den Zeiten der böhmischen Lehnsherrschaft. Vor alten 
Zeiten ist ein Mönchlein aus Prag gekommen in schwarzen Kleidern, 
klein von Person und hinkend. Dieser hat den Schatz heben wollen. 
Als er aber im Gewölbe war und die Schätze bereits vor sich sah, 
schrie er vor Erstaunen. Die Gewölbe schlossen sich, und von ihren 
Kleinodien, sowie von dem mönchischen Geisterbanner hat niemand 
wieder etwas bemerkt. 
Einst ging eine arme Frau, welche Beeren gesucht hatte, des 
abends nach Zöblitz zu. Als sie die Ruine Lauterstein erblickte, 
sah sie auf der Höhe eine kleine Kapelle, deren Tür offen stand. 
ANeugierig stieg sie hinauf, setzte ihr Kind, welches sie bei sich hatte, 
auf die Erde, ging in die Kapelle und erblickte hier in einem Kasten 
vor dem Altare gemünztes Gold. Sie raffte so viel davon in die 
Schürze, als sie tragen konnte; freudenvoll eilte sie damit nach 
Hause, ihr Kind und die Beeren vergessend. Nachdem sie das 
Gold aufgehoben, gedachte sie ihres armen Kindes. Als sie atem- 
los wieder auf der Ruine ankam, war die Kapelle verschwunden, 
aber auch ihr Kind. Jammernd und wehklagend ging nun das 
arme Weib täglich zur Ruine; sie verwünschte das Gold und wollte 
es gar nicht wieder ansehen; das Liebste fehlte ihr ja — ihr un- 
schuldiges Kind. So trieb sie es jahrelang. Als sie nach drei 
Jahren an demselben Tage abermals mit verweinten Augen die 
Mauern der Ruine anstarrte, siehe, da zeigte sich die Kapelle 
wieder. Freudig eilte sie hinein und traf vor dem Altare ihr Kind 
schlafend an. Mit Entzücken preßte sie es an ihr mütterliches Herz 
und eilte mit ihm, ohne an den Schatz zu denken, nach Hause. 
Als sie den Berg hinunterging und sich umschaute, war die Kapelle 
verschwunden. Sie zog nun nach Böhmen, kaufte hier eine Graf- 
schaft, gründete ein Kloster und tat von ihren Schätzen den Armen 
viel Gutes. 
873. Die Schätze des ehemaligen Schlosses Voigtsdorf 
bei Sayda. 
Köhler a. a. O., Ar. 327. 
Da, wo sich jetzt die Schäferei von Boigtsdorf bei Sayda 
befindet, soll einst ein Schloß gestanden haben, das in einem Kriege,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.