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902. Der Schatz in der Valtenburg.
Cl. König im A. Laus. Mag., 1886, S. 66; Meiche a. a. O., Ar. 51.
Auf dem Valtenberge stand einst die Valtenburg. Eine Mauer
umzog die Feste. Durch das schmale Tor und den kleinen Hof kam
man in ein großes Gemach, wo Aacht und Finsternis herrschten.
Aber in der Tiefe stand ein Tisch mit vielen strahlenden Kerzen.
Wände und Dechken glitzerten und spiegelten, weil jedes Plätzchen
mit Kristall und edlem Gestein behangen war. Unter dem Tisch
lag ein großer Haufen Gold. Das Merbwürdigste war ein schwarz-
grüner Blockh, auf dem ein Vogelfuß mit großen Krallen deutlich
hervortrat. Dieser geheimnisvolle Zauber liegt noch umgeworfen in
einer Eche; aber dereinst, wenn Dresden und Bautzen werden unter-
gehen, wird sich der Stein von selbst aufrichten, und dann wird die
versunkene Burg wieder in altem GElanze hier auf dem Berge
thronen. Ein Stein mit einem großen Entenfuße bezeichnet die
Stätte, wo zuzeiten der Berg sich öffnen und Tor, Hof und Gemach
sich zeigen sollen. Der alte Boitzsch in Neustadt hat dies alles ge-
sehen, sich aber aus Furcht vor dem Zauber nicht hineingewagt.
(Vgl. Ar. 32.)
903. Die Goldgrotte auf dem Valtenberge.
(Pilk) Der Valtenberg und seine Sagen.
Es war Karfreitag. Bom Chor der Kirche erklang die heilige
Passion, als eine arme Frau, die ihr zweijähriges Knäblein auf
dem Rücken trug, über den Valtenberg wanderte. Sie Kkam aus
dem böhmischen Orte Hielgersdorf, wo sie Handelsgeschäfte er-
ledigt hatte, und ging nach Aeutirch, ihrer Heimat, zurüch. Unweit
des Berggipfels gewahrte sie plötzlich eine Offnung in einem Felsen
neben dem Wege. AMeugierig lugte sie hinein. Der Spalt bildete
den Eingang zu einer Höhle. Kein lebendes Wesen ließ sich drin
bemerken. Aur die Wände glitzerten und funkelten wie buntes
Feuer. Unten seitlich stand ein mächtig großes Gefäß, eine Rupferne
Braupfanne, gefüllt mit Goldstüchen bis zum NRande. „Welch
Glüch!“ jubelte die Frau. Sie hatte die Goldgrotte gefunden, von
der ihr in stiller Dämmerstunde einst erzählt worden war. Aun