Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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für immer gelähmten Arm daran erinnert, daß er nicht geträumt 
habe. Da er jedoch die Zauberformel gänzlich vergessen hatte, konnte 
er sein Wagestüch nicht noch einmal unternehmen. 
907. Die Schätze des Taubenberges. 
Müller, Heimatkunde des Dorfes Sohland a. d. Spree (1901), S. 46 ff. 
Das Innere des östlich von Sohland gelegenen Taubenberges 
soll der Sage nach reiche Schätze bergen. Er spielt in den Wunder- 
geschichten der böhmischen Schatzgräber eine hervorragende Rolle. 
In diesen Berg vergruben in Kriegszeiten viele Leute ihr Geld und 
sonstiges bewegliches Gut, weil sie es hier, wo es ihrer Meinung 
nach vom Höllenfürsten selbst bewacht wurde, am sichersten glaubten. 
Auch ein reicher Mann aus Böhmen vergrub in einer dunklen 
Nacht sein ganzes Vermögen im Taubenberge. Dabei sprach er die 
Worte: „Jch werd's nicht mehr holen, aber wenn einmal ein Junge 
zur Welt Kkommt, der schneeweißes Haar trägt, der soll den Schatz 
heben.“ 
Der Krieg war zu Ende; allein das Geld blieb liegen, denn 
der Eigentümer war, wie er beim Bergraben seines Besitzes geahnt 
hatte, mittlerweile gestorben. Seine sonderbare Prophezeiung war 
in der Gegend bekannt geworden und wurde aufs neue zum Tages- 
gespräch, als bald darauf in dem Dorfe Taubenheim wirklich ein 
Knabe mit schneeweißem Haar zur Welt Kkam. Das Kind wuchs 
zum Jüngling heran. Kaum hatte er das zwanzigste Lebensjahr 
erreicht, so gewahrte er von Stund an ein graues Männchen neben 
sich. Es machte ihm eines Tags die Miitteilung, daß er dazu be- 
stimmt sei, die Schätze des Taubenberges zu heben. Er solle sich 
nur hinauf begeben, bei der Steinkluft würde er den Schatz finden. 
Der Bursche erwiderte seinem geisterhaften Begleiter, daß er sich 
allein fürchte. Da erlaubte ihm das Männlein, seinen Nachbar zu 
der Schatzhebung mitzunehmen. Außerdem erteilte es ihm den 
Rat, mit geweihter Kreide um den Platz einen Kreis zu ziehen 
und das Christophorusgebet zu sprechen; dann werde der Schatz 
sichtbar werden. Beide sollten aber ja nicht ein Wort über ihre 
Lippen bringen, möge geschehen, was da wolle. 
Meiche, Sagenbuch. 47
	        
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