— VI —
geschweige denn aus ihm hervorgegangen ist. Solche Sagen
mußten ausgemerzt werden. Andererseits war viel neuer Stoff
aus dem Volke in den letzten Jahrzehnten geschöpft worden.
So mußte an Stelle der alten Sammlung eine neue treten, zu
der allerdings das Gräßesche Material den Grundstock bildete.
Mit dieser Arbeit hatte die Verlagshandlung Herrn Dr. Meiche
beauftragt, der sich durch die Beröffentlichung des „Sagenbuches der
Sächsischen Schweiz“ als feinsinniger und zugleich Kritischer Beob-
achter der Volksdichtung gezeigt hatte. Da somit der Heraus-
geber die Forderungen erfüllte, die wir als Basis für unsere
wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu stellen haben, und da eine
Ausgabe der sächsischen Volkssagen in den Arbeitsplan unseres
Vereins gehört, so beschloß der Vorstand das Werk unter seine
Fittiche zu nehmen und Herrn Dr. Mieiche das im Archiv liegende
Material zur Verfügung zu stellen. Wir hoffen dadurch nicht
nur der Sache, sondern auch den Mitgliedern unseres Bereins
einen Dienst zu leisten, da diese doch in erster Linie Interesse an
der schlichten Dichtung ihres Volkes haben, die uns in unsere
Kindheit zurüchführt und die Phantasie des einfachen Mannes
widerspiegelt.
Leipzig, 1903.
G. Mogk.