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volle Stunde, mit welcher sich der Eingang schloß, ertönte. Von
Grabesnacht umdüstert sah sich nun der Arme; Klagen, Rufen und
Weinen half nichts, da ihn niemand hörte. Endlich versank er in
einen tiefen Schlaf, aus welchem er erst das kommende Jahr, am
Johannistage, wieder erwachte; allein Taschen und Mütze fand er leer.
Durch Erfahrung klug geworden, wollte er die unterirdische Wande—
rung nicht wieder von neuem beginnen, sondern verließ die Höhle
ebenso arm wie er sie vor Jahresfrist betreten hatte.
915. Der vergrabene Schatz bei Löbau.
Gräße, Bd. II, Ar. 786.
Unweit des ehemaligen Galgens auf dem Löbauer Berge
sollen die Franzosen nach der Schlacht bei Bautzen eine Kriegs—
kasse voll Napoleondors begraben haben. Im Volke ist sogar die
Entfernung vom Galgen bekannt, leider aber nicht die Himmels-
gegend. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sind
Holzhacker von einem Fremden nach der Lage des Galgens aus-
gefragt worden, woraus man sogleich schloß, daß dies ein mit
Hebung des Schatzes betrauter Franzose sei.
916. Das Teufelsfenster am Czorneboh.
Gräße, Bd. I, ANr. 771; Köhler, Der Czorneboh, S. 18.
An einer freien Stelle des westlichen Abhanges des Berges
erblicht man zur Rechten am Saume der Aadelwaldung den An-
fang einer Felspartie, die durch eine runde Offnung an dem obern
Teile des Felsens als das sogenannte Teufelsloch oder Teufelsfenster
bezeichnet wird. Aus dieser Offnung sollen nach der Sage noch
heute kleine Koboldchen schlüpfen und einen Keller mit unendlichen
Schätzen bewachen, weshalb man die Stelle auch zuweilen die
Koboldskammer genannt hat. Eine Frau, die mit ihrem Kinde
auf den Berg gegangen war, um Waldbeeren zu suchen, hatte Ge-
legenheit, in den Keller zu gelangen. Sie setzte ihr Kind auf den
Boden der Höhle und raffte die Schätze begierig zusammen. Schrech-