Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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sechs silbernen Leuchtern und einem zwei Ellen hohen, silbernen, 
stark vergoldeten Kruzifixe. Aur derjenige, welcher sich in seinem 
Leben keiner Sünde teilhaftig gemacht, soll ihn zu heben vermögen, 
dem Tolldreisten aber, welcher sich, wie jener Pharisäer, rein von 
Fehlern wähnt und seine frevelnde Hand darnach ausstreckt, soll 
dieses Wagnis den Untergang bereiten. Man will diese Kostbar- 
keitenausstellung nur dreimal bemerkt haben; zum ersten Male bei 
der Geburt Augusts I., Königs von Polen und Kurfürsts zu Sachsen, 
das andere Alal am Tage seines Todes und zum letzten Male vor 
Ausbruch des Siebenjährigen Krieges; allein niemanden soll, weil 
die Bedingung zu schwer ist, darnach gelüstet haben. 
Aach den „Budissiner Nachrichten“ (5. Juli 1861 S. 1149) 
hat sich jedoch vor langer Zeit ein Mann vermessen, den Schatz zu 
heben. Die Nacht, in welcher man wieder die goldenen Gefäße 
gesehen hatte, war sehr stürmisch. Der Wind tobte schrecklich in 
dem alten Gemäuer. Dies reizte den Mann zum Zorn, und er 
rief aus: „Daß der Teufel den Wind hole!“ Darauf entstand ein 
entsetzliches Gepolter, und der Schatz verschwand. Den Mann aber 
fand man am andern Morgen tot, das Gesicht nach hinten ge- 
dreht und mit offener Brust außerhalb des Gemäuers liegend. 
920. Die Schätze des Stromberges bei Weißenberg. 
Gräße, Bd. II, Ar. 839. 
Zwischen Löbau und Weißenberg in einer sehr anmutigen 
Gegend liegt eine kegelförmig sich erhebende Anhöhe, die ganz mit 
Kirschbäumen bepflanzt ist und der Stromberg genannt wird. In 
diesem soll ein großer Schatz verborgen liegen, so von bösen Geistern 
gehütet wird. Derselbe rührt vermutlich von den einstigen Be- 
wohnern einer Burg her, die auf seinem Gipfel lag und von der 
nur noch wenige Trümmer von Mauerwerk und eine zerstörte Treppe 
Zeugnis geben. 
1. Einst kam ein reisender Kavalier aus Flandern auf seiner 
Reise nach Polen in die Gegend des Stromberges. Seine Liebe 
zu Abenteuern kam seinem Mute vollkommen gleich, und darum 
entschloß er sich, sogleich zur Nachtzeit das Schloß des Berges mit
	        
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