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versprochenen Länder zu gelangen. Dem edlen Diezmann, der ihn
mehrfach schimpflich aus dem Felde geschlagen, strebte er zunächst
nach; indes stand diesem ein entschlossener, krieggeübter Schild—
knappe, namens Stephan, der dem geliebten Herrn schon in meh—
reren Schlachten das Leben gerettet, stets wachend zur Seite. Mark-
graf Diezmann hatte die Lande Lausitz an den Markgrafen von
Brandenburg abgetreten und sich im Dezember des Jahres 1307
nach Leipzig auf die Pleißenburg begeben, um hier in frommer
Betrachtung die Weihnachtszeit zu vollbringen. Die Feiertage
naheten, da wurde ihm zur Büßung eines Fehltritts von seinem
Beichtvater der Besuch dreier Messen auferlegt. Vergeblich war das
Bedenken seiner Umgebung gegen diese Buße, wie die Warnung
der markgräflichen Freunde in den mahnenden Worten des alten
Spruches: „Eine zweite Messe gut zur Not, doch eine dritte bringt
den Tod.“
Der edle Fürst, furchtlos und keine Gefahr ahnend, verfügte
sich ohne alle Begleitung nach dem Gotteshause, der auferlegten
Pflicht Genüge zu tun. Er hatte die Haintorkapelle, sowie die
Paulinerkirche bereits verlassen und den Weg nach der Thomas-
kirche eingeschlagen, als er im Morgengrauen einen vermummten
Ritter hinter sich gewahrte. Ihm zu entgehen, spornt er sein Roß
mächtiger, so daß ein Hufeisen desselben weit bis zur Aikolaikirche
fliegt, und gelangt so in die menschenerfüllte Kirche, wo er auf den
Stufen des Altars niedersinkt. Der ihm zu Fuße nacheilende ge—
treue Schildknappe konnte leider nicht mehr in seine NAähe kommen.
Kaum hat nun der Lobgesang: Benedictus, qui venit in nomine
Domini! begonnen und die Kerzen sind ausgetan, als ein rasch—
geführter Dolchstich seines nächtlichen Verfolgers ihn zu Boden
streckt. Diezmann starb einige Tage darauf, standhaft und fromm
in seinem 37. Jahre und wurde in der Paulinerkirche fürstlich
beigesetzt.
Von dem auf die Folter gelegten Mörder war indes weder
zu erfahren, wer er sei, noch wer ihn gedungen. MWan hielt ihn
für den der kaiserlichen Partei ergebenen Abt von Pegau, dessen
Kloster die Diezmannschen Truppen eingeäschert hatten. Er wurde
mit glühenden Zangen zerrissen und gerädert.
Philipp den Aassauer, einen Sohn Adolfs von Nassau, traf
die wütende Hand Markgraf Friedrichs, der ihn erschlug, im Ge-