Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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kurz, wenn es nicht möglich ward, die Feinde eine Zeitlang zu be— 
schäftigen. Da rief der Bürgermeister rasch die ratlosen Bürger auf 
dem Markte zusammen und forderte sie auf, freiwillig zurück— 
zubleiben und sich den Hussiten entgegenzuwerfen, auf daß Greise, 
Weiber und Kinder indes Zeit zum Entrinnen gewinnen bönnten. 
Obwohl sich aber fast alle Männer bereit erklärten, so wählte der 
tapfere Mann doch nur dreizehn Unverheiratete aus und zog mit 
ihnen, nachdem sie von den Ihrigen auf Aimmerwiedersehen Ab- 
schied genommen, den Feinden entgegen. Sie besetzten eine steile 
Bergspitze, bei welcher dieselben vorüber mußten, wenn sie zur Stadt 
wollten; und als ihnen die Hussiten einen Gesandten entgegen- 
schichten, der sie zur Ubergabe auffordern sollte, wiesen sie ihn mutig 
zurüch. Aun rückten jene mit ihren ganzen Alassen heran, um sie 
von ihrem Posten zu vertreiben, allein sie widerstanden männig- 
lich, und erst nach Verlauf von drei Stunden, als -einer der vier- 
zehn mehr am Leben war, ward der Paß frei und ihre Feinde 
drangen über die Leichen der tapfern Bürger ins Tal herab; allein 
sie fanden niemanden mehr im Städtchen, denn jener Aufenthalt 
hatte alle gerettet. Die waldige Höhe aber, wo jene so wacher ge- 
stritten, heißt noch jetzt die vierzehn Nothelfer, obwohl manche diesen 
Namen von einer einst dort gestandenen Kapelle der vierzehn so- 
genannten Nothelfer der katholischen Kirche herleiten wollen, die 
übrigens recht gut zum Andenken an jene Begebenheit erst erbaut 
sein Könnte, um so mehr, als jene vierzehn hier begraben sein sollen. 
Eine andere, südlich von der Stadt gelegene Anhöhe, welche jenen 
Bürgern als Ausguck gedient haben soll, heißt von derselben Be- 
gebenheit noch jetzt die Schnelle Guche. 
962. Die Hussiten in Aeubirch. 
Pilk, Neutirch a. H. (Meißen 1889), S. 7, nach einem alten Manustkript 
im dortigen Pfarrarchiv. 
Als die Hussiten Aeukirch brandschatzten, war die Kirche das 
festeste Bollwert gegen die Grausamkeiten jener Horden. Dorthin 
flüchteten sich die Bewohner und verrammelten die gewaltige Tür. 
Da die Versuche, durch Drohungen den Einlaß zu erzwingen, miß- 
langen, hieben die Krieger ein Loch in die Tür, und einer der Ihrigen 
50“
	        
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