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Aebenhöhlen vorhanden, die wohl zum Aufenthalte für die dorthin
geflüchteten Landleute gedient haben mögen. Ehe man von Lichten-
hain hierher kommt, findet man im Walde eine Art Gesundbrunnen,
den man den hellen Fluß nennt, und bei dem in der Zeit des
Papsttums verschiedene Wunder sich ereignet haben sollen, nicht
weit davon aber einen Felsen, der oben eine ungleiche Vertiefung
hat und der Taufstein genannt wird, weil da in Kriegszeiten die
neugebornen Kinder der hierher Geflüchteten getauft worden sein
sollen.
970. Die sechs Brüder bei Geyer.
Gräße, Bd. I, Ar. 488; Ziehnert, S. 464.
Im Jahre 1632, als kaiserliche Truppen von der Burg
Scharfenstein die ganze Umgegend durchstreiften und plünderten,
war es einem Trupp herzhafter Burschen aus Elterlein und Zwönitz
gelungen, in der Nähe von Scharfenstein sechs Osterreicher, die im
dichten Walde schliefen, zu überfallen und gefangen zu nehmen.
Was nun mit den Gefangenen zu beginnen sei, darüber entstand
bei den Siegern heftiger Streit. Die von Elterlein meinten, daß
es das beste sei, sie sämtlich totzuschlagen; die von Zwönitz wollten
nichts davon wissen und brachten es dahin, daß man zuletzt be-
schloß, sie zur Armee zu bringen. So zogen sie fort. Als sie in
die Mähe von Geyer hamen, erhob sich der Streit von neuem, und
weil die Elterleiner mit Gewalt drohten, so wurden die Zwönitzer
voll Arger und schieden von ihnen, die Gefangenen ihrem Schichksal
überlassend. Dieses war ein trauriges. Denn Raum waren die
Zwönitzer im Walde verschwunden, so fielen die mordlustigen Elter-
leiner über die wehrlosen Opfer ihrer Wut her und ermordeten fünf
Österreicher auf die grausamste Weise; den sechsten aber warfen sie
in ein tiefes Loch, in welchem ihn die Vorübergehenden noch am
andern Tage jammern hörten.
Zum Gedächtnis dieser Greueltat heißt jene Stelle der Wiesen
bei Geyer noch jetzt „sechs Brüder,“ ohne daß man bestimmen kRann,
ob wirklich die sechs unglücklichen Osterreicher Brüder gewesen sind.