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Der Bauer Wollner aus Freiberg, der vor etwa 60—70 Jahren
starb, sah einst in der Nacht ein kleines Männchen in grauer Kutte
vor sein Bett Kommen und wurde von demselben aufgefordert mit-
zugehen. Wollner verweigerte es, aber das Männchen kam immer
und immer wieder. Endlich befragte sich Wollner bei den Geist-
lichen in Adorf und bat um Rat. Dieselben konnten ihm aber
auch nicht helfen, sondern meinten, er solle tun, was ihm gut dünke;
nur solle er, wenn er mitgehe, den lieben Gott nicht vergessen und
fleißig beten. Wollner entschloß sich, endlich mitzugehen, vorher aber
genoß er das heilige Abendmahl. Als in der nächsten Nacht das
Männchen Rham, kleidete er sich in seinen guten Kirchenroch und
folgte. Das MWännchen ging voran; eine Laterne hatte es nicht,
gleichwohl war es hell um dasselbe, während ringsum Finsternis
herrschte, und Wollner Kkonnte Weg und Steg gut sehen. Er ging
hinab ins Tal, immer auf das alte Haus zu. Dort angelangt,
führte eine Schlucht in den Berg. Das MAlännchen öffnete eine
große eiserne Türe, weiter ging's durch einen langen Gang in unter-
irdische Gewölbe, die wieder mit eisernen Türen verschlossen waren;
endlich traten sie in einen großen hell erleuchteten Saal. Hier
saßen in voller Rüstung viele Ritter an großen hölzernen Tafeln,
hatten große Trinkkrüge vor sich stehen und Würfel lagen vor
ihnen auf der Tafel, sie waren aber stumm und rührten sich nicht.
Mitten durch sie hindurch schritten Wollner und das Männlein,
gingen wieder durch eine Türe und kamen in ein großes Gewölbe.
Da standen umher Töpfe und Kessel und Schüsseln und Schränke
und Kisten, alle mit vielem Gelde gefüllt, und das Alännchen sagte
zu Wollnern: „da nimm soviel du willst!“ Wollner konnte sich nicht
entschließen zuzugreifen, sondern stand längere Zeit mutlos da. Endlich
ergriff das Männchen eine große mit Eisen beschlagene Kiste, fing an,
dieselbe nach einer geöffneten Türe hinzuziehen und befahl Wollnern,
mit behilflich zu sein. Das tat er und nach Rurzer Zeit befanden
sie sich im Freien auf der Wiese neben dem Freiberger Bache, wo
das Männlein verschwand und Wollner mit der Kiste allein ließ.
Dieser bemühte sich nun, die Kiste fortzuschaffen, allein sie war so
schwer, daß er nicht im stande war, sie weiter als einige Schritte
zu schleppen. „Du hast ja nicht nötig, dich so zu plagen,“ dachte
Wollner, ließ die Riste stehen und ging heim um den Knecht zu
holen. Der war auch bald bereit und sie schlugen den Weg zur