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Dann ist sie an die Landesfürsten kommen;
Friedrich und Wilhelm haben si eingenommen (1356).
Thüring, Meißen und Osterland
Stund die Zeit alls in jhrer Hand,
Die Pfaltz zu Sachsen auch dazu,
Sie erhilten den Landen Fried und Ruh,
Gott in welchs Händen alles steht,
Wohl segnen jhr Posteritet.
994. Die Entstehung von Plauen.
Gräße, Bd. II, Ar. 643.
Ein blonder Hirtenknabe, namens Johannes, saß einst und
blies die Flöte, als ihm aus dem Haine plötzlich Saitenspiel und
Gesang entgegenscholl. Er ging den Tönen nach und fand Johanna,
das Hirtenmädchen, vor zwei himmelblauen Blumen knien, vor
denen sie ihr Herz ausströmte, wie sie, um dieselben zu pflücken, zum
Genossen einen unschuldigen Knaben haben müsse. Er trat hinzu
und bot ihr, entzückt von ihrer Schönheit und gerührt von ihrem
Liede, seine Hilfe an. Da knieten sie beide vor den blauen Blumen
hin und begannen sie aus dem Schoße der Erde zu heben. Es
gelang, und sie reichte ihm die ihre dar und er ihr die seine, und
sie schlossen allda einen Bund, dem der Himmel die Weihe gab.
Bald prangte an dem Orte, wo die Wunderblumen geblüht,
ein Kirchlein mit zwei Türmen, dem heiligen Johannes geweiht, zu
dem von nah und fern die Leute strömten und sich anbaueten.
Den blauen Blumen zum Gedächtnis ward der Ort Blauen ge—
nannt, woraus späterhin Plauen ward.
995. Sage von der Gründung Aeundorfs.
Gräße, Bd. II, Ar. 688.
Von der Gründung MNeundorfs (bei Plauen) geht folgende
Sage: Es waren in alten Zeiten zwei Mitter, die hatten Geld voll-
auf und wußten nicht, was sie damit anfangen sollten. Gern hätten
sie ein schönes Schloß gebaut, aber kein Ort erschien ihnen dazu
recht passend. Da Rhamen sie denn endlich miteinander dahin über-