Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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1018. Ursprung der Stadt Oederan. 
Köhler a. a. O., Nr. 512; Staberoh, Chronik der St. Oederan, 1847, 
S. 15—17. 
In früherer Zeit wurde die von Freiberg nach Chemnitz 
führende Straße, besonders in der Gegend, wo jetzt Oederan liegt, 
von den Rittern des Schellenberges und anderen Räubern vielfach 
beunruhigt. 
Im Jahre 1210 reiste ein Handelsmann aus Uffenheim im 
Frankenlande, mit Namen Sebald Ranius, begleitet von seinem 
Diener, nach der Stadt Julin (Wollin) in Pommern. Als beide 
von Chemnitz aus glücklich durch die unsicheren Waldungen bis 
in die Gegend des Wolfstales gelangt waren, wurden sie von den 
Räubern des Schellenberges überfallen. Nach heftigem Widerstande 
blieben sie auf dem Platze in ihrem Blute liegen, während der Wagen 
mit den Maultieren von den Räubern mitgenommen wurde. Einige 
herbeikommende Mönche vom Orden der schwarzen Brüder, welche 
am Ausgange des Wolfstales, in der Gegend des jetzigen Hospitales 
bei Oederan, eine Kapelle erbaut hatten und für die Klöster zu 
Flöha und Chemnitz Almosen sammelten, Kkamen bald darauf an 
die Stelle und fanden den Herrn tot, den halbtoten Diener jedoch 
nahmen sie mit und verpflegten ihn. Als derselbe nach einigen 
Monaten geheilt war, reiste er wieder nach Uffenheim zurück. Im 
folgenden Jahre RKam die Witwe des erschlagenen Ranius mit dem 
Diener an den Unglüchsort, denn sie trug das Verlangen, den Platz 
zu besuchen, wo ihr Eheherr gestorben und begraben war. Sie be- 
schenkte die schwarzen Brüder reichlich, ließ in der Kapelle Seelen- 
messen lesen und verordnete, daß an dem Platze des Uberfalls 
ein Denkstein errichtet werde. Treulich befolgten dies die Brüder, 
fertigten ein Denkmal, und weil der Erschlagene Ranius, dessen 
Witwe aber Edda geheißen, so schrieben sie darauf: Edda Ranio, 
d. h. Edda dem Ranius. Das Denkmal stand an der Stelle, wo 
sich jetzt der Gasthof zu den drei Schwanen befindet. Der Diener 
baute daneben ein Gasthaus, um die Pilger mit Speise und Trank 
zu erquicken. Auch die schwarzen Brüder benutzten diese Gelegen- 
heit, verließen ihre Wohnung bei der Kapelle und bauten sich bei 
dem Denkmale an, an welchem sie nun ihre Almosen einsammelten. 
Von der Inschrift des Denkmals aber wurde diese kleine Ansiede-
	        
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