Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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das Tal der Mulde. Da rief er seinem Pferde zu: „Schimmel, 
wie ist's?“ und dann sprang er mit ihm vom Berg ins Tal. Aach 
diesen Worten des Reiters hat Wists seinen Namen. 
1023. Der Hahnberg und der Hahnborn zu Leisnig. 
Gräße, Bd. 1, Nr. 338; Kamprad, S. 38ff. 
Dem Schloßberg zu Leisnig liegt der Hahnberg gegenüber. 
Dieser hieß vorzeiten der Alaienberg und der an ihm befindliche 
Brunnen, der jetzt der Hahnborn heißt, früher der Mlaienbrunnen. 
Dies ist so zugegangen. Es ist einmal in der Stadt Leisnig ein großes 
Sterben gewesen, also daß nicht mehr als vier Paar Eheleute zu- 
sammengeblieben. Aun ist hurz nachher ein Hauptmann vom Lande 
in die Stadt gezogen und zwar in ein Haus am Badertore. Dieser 
hatte eine einzige Tochter, welche täglich von der Stadtmauer auf 
der Neusorge aus einen wohlgebildeten und geschicht gebauten Jüng- 
ling gehen sah, in den sie sich so verliebte, daß sie ihn zu heiraten 
Verlangen trug. Aun ruft sie ihm einmal von der Stadtmauer 
herab zu und fragt, ob er nicht eine Leiter bekommen könne, daß 
sie auf dieser herabsteigen und mit ihm reden könne. Dieser Jüng- 
ling, mit Namen Martin Hahn, der nur Tagearbeit verrichtete, be- 
werkstelligte das auch, und so eröffnete sie ihm ihre Gesinnung und 
sagte, wenn er sich verheiraten wolle, so wollte sie ihn zu ihrem 
Manne nehmen. Ob er nun wohl einwendete, ihr Herr Bater 
werde solches nicht geschehen lassen, so überredet sie ihn doch, daß 
er zum Oberpfarrer geht und sich aufbieten läßt. Er tut es auch, 
allein der Oberpfarrer meinte gerade wie der Jüngling, es werde 
ihr Vater dies nicht bewilligen, erbietet sich aber, selbst zu demselben. 
zu gehen und es ihm beizubringen, und so er es geschehen lasse, 
brauche es bei dieser Zeit keines Aupfbietens, sondern er wolle sie 
gleich ohne Aufgebot trauen. Der Hauptmann aber gibt dem Ober- 
pfarrer zur Antwort, ehe er das geschehen lasse, wolle er seine 
Tochter erschießen. Wie das die Tochter erfährt, gibt sie dem Jüng- 
ling einen Speziestaler, daß er in einen Weinkeller gehen und ein 
paar Kannen Wein, auch etwas Semmel kaufen solle, sie aber 
wolle ihn am Alaienborn erwarten. Da das geschehen, trauen sie
	        
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