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frau sprach. Da Marja, so hieß dieselbe, nicht zugeben wollte, daß
der Geliebte sie entführte, geriet dieser fast in Verzweiflung und
sann unaufhörlich auf Mittel, das Herz des Alten zu erweichen.
Als er nun einst in stiller Mitternacht mit Marja am Ufer eines
Stromes lustwandelte, erschien den Liebenden plötzlich die Wunder—
fee Pschipowicza und verkündete Mlink, daß er nur immer gegen
Sonnenaufgang ziehen solle, dort würde er nach Mühen und
Kämpfen eine Tat verrichten, durch die er in Marjas Besitz ge—
langen solle. Der junge Häuptling schied voll süßer Hoffnung von
der Geliebten, bestieg sein treues Roß und zog den angegebenen Weg
durch Wälder und Sümpfe, Einöden und Schluchten, bis er nach
vielen Gefahren und Kämpfen in eine Gebirgsgegend gelangte, wo
ein herrlicher Bergstrom dahinrauschte. Das Tal war reizend, und
der Jüngling, entzüchkt von den Schönheiten der Natur, rief aus:
„Jow Sso mi lubi!“ („Hier gefällt es mir!“) Er beschloß, hier eine
Hütte zu bauen und eine Ansiedelung zu gründen. Mit Hilfe der
ihn beschützenden Fee Pschipowicza Nehrte er zur Geliebten zurückh
und erzählte deren Vater von seinem Zuge und wie er ein neues
Paradies entdeckt. Darauf zog der Alte an der Spitze seines Volks-
stammes nach dem reizenden Lande, lichtete hier die Urwälder und
erbaute das Dorf Altlöbau, wo der köstliche Quell entspringt, an
dem man die wohltätige Fee verehrte. Mlink und Marja aber
wurden ein glüchliches Paar (ogl. auch Nr. 731).
1050. Die Entstehung des Namens (Groß-Postwitz.
Archiv des Vereins für Sächsische Volkskunde, Sammlung Pilk.
Das Dorf Groß-Postwitz bei Bautzen, wendisch Budestecy ge-
nannt, hat seinen Namen von der dasigen Schenke, dem ersten
Hause am närdlichen Ende des Dorfes, erhalten. Die Schenken
nannte man budy. Als nun die ersten Wanderer das neu-
gegründete Dorf betraten, riefen sie beim Anblick des Wirtshauses
erfreut aus: „Tam buda steji!" („Da steht ein Wirtshaus!“") Hier-
von behielt das Dorf den Namen „Budestecy".