Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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und zwar gleich geviert Feld: in wenig Tagen wurde auf 20 
Mutungen beim Bergamt eingelegt, in vier Wochen stieg die Zahl 
auf 80, und auf 60 Lehnträger suchten ihr Glück und fast alle auf 
geviert Feld. Wenn man die Rute nach Kupfer und Silber schlagen 
ließ, war sie merkwürdigerweise fast gar nicht in die Höhe zu 
bringen, man mochte auf dem Gebirge damit hingehen, wohin man 
wollte: was war also sicherer, als daß das ganze Gebirge Silber 
und Kupfer sein mußte? Alles lief nun nach dem Theesenwalde, 
und es wimmelte von Leuten, die Erze in Haufen zusammenbrachten. 
Da machte man Proben im kleinen, einige gaben gar keinen Ge- 
halt, andere nur wenige Spuren von Kupfer. Man sah also ein, 
daß nicht das ganze Gebirge Erz war, sondern nur gewisse, graue 
und braune Mester in demselben sich befanden, die freilich nicht ganz 
ohne Silbergehalt waren. Die schon halbbetrogenen Eigenlöhner 
und Gewerken verlangten nun ein Probeschmelzen im großen, und 
es fand sich ein Schmelzer aus Beierfeld, in dessen Geschicklichkeit 
die Gewerke ihre letzte Hoffnung setzten. Die von Freiberg ab- 
geschichten Hüttenleute mußten zurücktreten und dem Fremden alles 
nach seinem Kopfe einrichten lassen. Aber die erste Probe ging 
schlecht; die gestrengen Bergarten konnten nicht zum Fluß gebracht 
werden, und durch andere Einrichtung des Ofens und Gebläses und 
Zusetzung anderer Kiese von Katharina Fundgrube zu Raschau und 
von Geyer brachten die Freiberger Hüttenleute das Gemenge zwar 
in Fluß, doch fiel nicht mehr Rohstein davon und dieser auch nicht 
reicher, als geschehen sein würde, wenn auch ohne Zusatz von den 
Theesenwälder Gebirgsarten die Katharinaer und Geyerischen Kiese 
für sich allein geschmelzt worden wären. Dabei war auf einige 
Zeit das Geschrei vom Theesenwalde zu Ende, bis im Jahre 1752 
sich noch ein Maler aus Bilin in Böhmen fand, der mit verdop- 
pelter Geschicklichleit im Schmelzen diese Theesenwälder Gebirgs- 
arten dennoch mit Vorteil zu Gute machen wollte. Er verlangte 
die Erlaubnis zum Anlegen eines Ofens, man erlaubte es ihm 
auch, aber alles ohne Erfolg. 
So blieb es unentschieden, ob der Hufschmied durch sein Ge- 
ständnis nur aus boshafter Absicht die ganze Umgegend geäfft 
hatte, was RKkaum glaublich war, oder ob er, um das Geheimnis 
seiner Mahrung zu bewahren, dieses Erzgeschrei veranlaßt hatte, 
oder endlich, ob die geheimnisvolle Macht der Berggeister edles Ge-
	        
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