Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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daß diese Walen das Erz mit sich huckenweise fortgetragen, zu 
Hause gut gemacht und geschmolzen haben. Sie haben aber auch 
die Orte, wo sie Golderz gefunden, fleißig angemerkt und in ihr 
Schieferbuch eingetragen. Sonderbar ist es allerdings, daß sie die 
Schriften in deutscher Sprache und nicht in ihrem Landesdialekt ab— 
gefaßt haben, da sie doch offenbar für ihre Familie bestimmt waren, 
damit ihre Kinder und Freunde nach ihrem Tode sich im Lande zurecht— 
finden und das Erz, was sie nicht selbst fortbringen konnten und des- 
halb versteckt hatten, am angegebenen Orte entdeckhten. Sie haben 
übrigens zur Angabe der verschiedenen Metalle und Gruben und um 
sich nach längerer Zeit sicher orientieren zu Können, in Bäumen und 
Felsen bestimmte Merkzeichen eingeschnitten, welche man die Walen- 
zeichen nennt und am Schlusse des oben angeführten Lehmannschen 
Werkes auf zwei Tafeln abgebildet sind (vogl. auch hier S. 901 ff.). 
Gleichwohl schienen diese Zeichen später verwischt und unkenntlich 
geworden zu sein, wenigstens hat ein gewisser Greis, namens Carisi, der 
noch im vorigen Jahrhundert in Bischofswerda lebte und von einem 
solchen Walen abstammte, trotz aller Bemühungen nichts finden 
können und ist arm gestorben (s. Winter im Feuill. d. Constit. Ztg. 
1853, S. 383). Sie hatten sich auch vieler abergläubischer Mittel 
bedient, so z. B. haben sie zum Schmelzen, Rösten und zur Ver 
wandelung der Metalle einzelne Kräuter gebraucht, wie das Mond- 
kraut (lunaria), bei Aufgang der Sonne im vollen Mond gepflückt, 
Goldwurzel oder Martigen, Mondenraute und Eisenkraut, auch 
Taubenkraut genannt. Sie sollen aber auch die Erze vertan oder 
verzaubert haben, damit sie niemand als sie finden könne. Sie 
sollen deshalb ein Stück Holz von einem Sarge genommen und an 
solche Orte, wo Körner, Erz oder sonst Mietalle sind, oder in einen 
Baum in der Aähe eingeschlagen haben, und niemand habe sie 
ausfindig machen Bönnen, es sei denn, das Holz wäre verfault oder 
herausgefallen. Auch sollen sie Totenköpfe in die Brunnen und 
Erzgruben geworfen haben, die erst entfernt werden müssen, wenn 
man etwas finden will, ja zuweilen sollen sie einen bösen Geist dahin 
gebannt haben, wie auf dem Tollenstein bei Sitta (Zittau), und hier 
muß wieder dieser erst vertrieben werden. Gleichwohl gibt es auch 
wieder Mittel, um diesen Zauber aufzuheben. So wird in einem 
solchen Walenbuche, das 1685 von einem gewissen Fohann Beege, 
der im selben Jahre zu Frauenstein starb, niedergeschrieben wurde, 
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