Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 891 — 
Anno 1681 im Junio ist N. N. durch den rothen Gang mit 
fleißigem Gebethe gegangen, und den ganzen Stock auf etliche 
hundert Schritte übers Kreuz angetroffen, und wäre allda das 
Glück mit Gott zu suchen durch Absenkung des Schachts auf etliche 
Lachtern usw.“ 
1098. Der gastfreundliche Venediger. 
Gräße, Bd. J, S. 233; nach Becker, der Plauische Grund, S. 121; vgl. 
auch hier Ar. 1100 und S. 882. 
Ein Wale hatte lange Zeit bei einem armen Manne, der 
sich stets möglichst dienstfertig gegen ihn gezeigt, gewohnt; des 
Morgens war er ausgegangen und des Abends hatte er kleine 
Säckchen mit Steinen nach Hause gebracht, die er dann auch, wenn 
er wieder heimreiste, mit sich nahm. Einst nahm er von seinem 
Wirte für immer Abschied, gab ihm einige Goldstücke und sagte, 
er wünsche ihn oder seine Kinder einmal bei sich zu sehen. Aun 
trug es sich später zu, daß einer seiner Söhne als Soldat mit der 
kaiserlichen Armee nach Italien kam. In einem Treffen verwundet, 
mußte er den Abschied nehmen, und da er in der Dähe von Venedig 
war, bekam er Lust, diese Stadt zu sehen. Als er hier gegen Mit— 
tag anlangte und eben an einem Kanal stand, den er gern herab— 
gefahren wäre, wenn er nicht die Kosten gescheut hätte, so kam ein 
vornehmer Herr, der sich übersetzen lassen wollte. Dieser bemerkte 
ihn, sah ihm scharf ins Gesicht und fragte ihn, ob er nicht aus 
dem sächsischen Erzgebirge sei und so und so heiße. Der Soldat 
bejahte die Fragen, und der unbekannte Herr nahm ihn hierauf 
mit nach Hause. Hier fragte er denselben, ob er ihn nicht mehr 
kenne. Der Soldat erwiderte: „Aein.“ „Aun, so will ich dir 
jemanden bringen,“ entgegnete er, „den du gewiß kennen wirst,“ 
und ging zum Zimmer hinaus. Aach einer Weile kam er in der 
alten zerrissenen Kleidung zurück, die er gewöhnlich auf seinen Reisen 
getragen hatte, und nun erkannte ihn der erstaunte Soldat im 
Augenblick. „Siehst du,“ sagte jener, „dieses schöne Haus und ein 
ansehnliches Gut habe ich mir aus den Steinchen erworben, die ich 
in euerer Gegend aufgelesen habe.“ Er bewirtete den jungen Mann
	        
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