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1109. Der Ritter St. Georg zu Nauenhain.
Gräße, Bd. I, Ar. 349; Kamprad a. a. O., S. 347 ff.
Der Ritter St. Georg, der Drachentöter, ist auf seinen Reisen
auch nach Meißen gekommen und hat sich in Staupitz aufgehalten,
welches zwischen Leisnig und Döbeln gelegen war: von diesem ist
dermalen aber nichts als der Name und einige Audera übrig.
Diese Gegend wird jetzt Auf den Staupen genannt; daselbst sind
schöne Felder, und die Bauern zu Wendishain haben dieselben für
einen Zins im Gebrauch. Auch das schöne große Gut zu Steinau
bei Hartha soll einst dem Ritter St. Georg gehört haben. Es be-
gab sich aber, daß dieser Ritter St. Georg einst von seinen Feinden
beinahe gefangen genommen ward. Um ihnen zu entgehen, muß
er mit seinem Pferde von einem hohen Felsen, dem Dorfe Westewitz
gegenüber, in die Mulde springen. Er gelobt, wenn Gott ihn mit
dem Leben davonkommen lasse, ein ewiges Gedächtnis zu stiften.
Und der Sprung gelingt wirklich. Zuvor soll er einen beschriebenen
Bogen Papier in die Luft haben fliegen lassen, wo solcher nun
würde gefunden werden, da wolle er Gott zu Dank eine Kirche
hinbauen lassen. Dies ist hernach auch geschehen, und hat er
die Kirche hierher zu Nauenhain bauen lassen. Zum Wahrzeichen
hat man aber sein Bild stets in der Kirche von Nauenhain vor-
gezeigt. (Val. Mr. 1021.)
1110. Der Fahnenträger zu Scharfenberg.
Gräße, Bd. 1, Ar. 60; poetisch behandelt b. Ziehnert, S. 399 ff.
Auf dem Hofe des Schlosses Scharfenberg bei Mleißen steht
noch heute das Bild eines geharnischten Mannes mit dem Wappen
derer von Miltitz, in deren Besitze das Schloß seit dem 14. Jahr-
hundert bis 1854 war. Diese Statue soll den Fahnenträger einer
sächsischen Besatzung vorstellen, denn als dieser im Dreißigjährigen
Kriege das ihm anvertraute Banner gegen die stürmenden Schweden
so lange verteidigt hatte, bis ihn die Feinde bis auf die äußerste
Meiche, Sagenbuch. 58