Full text: Dr. J. Milbiller's kurzgefasste Geschichte des Königreichs Bayern.

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von den Feinden unabläfsig verfolgt, und noch mehr dem Froste, 
dem Hunger und allen Drangsalen preisgegeben, an der eigenen 
Rettung verzweifelten, wollten sie doch lieber alles verlieren, außer 
die Ehre. 
ss. 8. 
Wie jedes Volk, dessen sittliche Kräste von einem energischen 
Willen regiert werden, am mieisten dann sich in ungewöhnlicher 
Größe zeigt, wenn es von Unglück oder Gewalt sehr bedrängt 
wird; so auch Bapern im Jahre 1815. Nach dem Verluste ei- 
nes ganzen auserlesenen Heeres, zu dessen Ausrüstung die größten 
Anstrengungen erforderlich waren, wurde doch wiederum mit un- 
glaublicher Schnelle ein Heer geschaffen und ausgerüstet. Nicht 
genug. Da die Bedeutsamkeit des Augenblickes vom Könige und 
dem Volke richtig erfaßt wurde, so fand, um sich Feinden eben 
so furchtbar, als Freunden willkommen zu machen, eince allgemeine 
Volksbewaffnung statt, so daß ganz Bapern einem Lager glich. 
Auf die Forderung des französischen Kaisers wurden 10,000 Mann 
nach Sachsen gesendet, welche späterhin in dem Treffen von 
Luckau und Großbeeren, zwar tapfer, aber unglücklich fochten; 
20,000 aber, meistens Neugeworbene, worunter ein großer Theil 
von dem zweiten Aufgebot (mobile Legionen) sich befanden, zogen 
nach dem Inn, wo indessen beide Partheien, Bapern und Oester- 
reicher, den Gang der Begebenheiten auf dem Kriegsschauplatze 
in Sachsen ruhig abwarteten. Als nun aber das französische Heer 
durch die Tapferkeit der verbündeten Heere und die Klugheit ihrer 
Anführer immer mehr in die Enge gebracht, und der Feind ge- 
nöthigt wurde, die letzten Kräfte zu versammeln, unter andern 
das Observations-Corps von 100,000 Mann, das unter Augerau 
in Franken gestanden, an sich zu ziehen: da war der Augenblick 
gekommen, wo der König von Bayern, der sich von seinem Be- 
schützer verlassen, und sein Land einem mächtigen Feinde bloßge- 
stellt sah, das Necht der Selbsthülfe in Anspruch nehmen, und 
dem Wunsche seines Herzens, wie seines Volkes gemäß handeln 
konnte. Durch einen in Ried (am 8. October) abgeschlossenen 
Vertrag, sagte sich der König von dem Rheinbunde los, und ver- 
band seine Streitkräfte mit Oesterreich und seinen Allirten gegen
	        
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