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Obgleich aber alle diese betrübenden Umstände in Bayern,
wie in andern deutschen Landen obwalteten, so hielt sich doch der
Kational-Credit aufrecht; und indem der Ausdauer, der Treue
und Bereitwilligkeit des Volkes die Thätigkeit, Einsicht und Will-
fährigkeit der Regierung begegnete, so wurden die drückenden Ver-
hältnisse nur als Lasten der Zeitumstände angesehen, und geduldig
ertragen. Wenn daher in jenen und den folgenden Jahren anders-
wo die Unzufriedenbeit über getäuschte Erwartungen, der Drang
nach Verbesserung in der Staats-Verwaltung, und der, an sich
lobenswertbe Geist der Reform, in unziemenden, ja verbrecherischen
Worten und Handlungen sich äußerte, so ertrug das baperische
Volk beharrlich, was nicht zu ändern war, erwartete die Erleich-
terung der Lasten von der Zeit, und stellte jegliche Verbesserung
der Staatsformen der weisen Fürsorge dessen anheim, von dem
es in so vielen schwierigen Lagen Beweise des väterlichen Wohl-
wollens erhalten hatte.
5. 10.
In der That war es auch Fortschritt zum Bessern, daß in
der Staats-Verwaltung der bisher bureaukratische Charakter
in den collegialen sich verwandelte, und an die Stelle der
in jedem Grade und Fache nach Gutdünken Eine# Mannes beste-
henden Dienstführung ein auf dem Beiratbe und der Beistim-
mung Mehrerer berubender Geschäftsgang trat. Der König selbst
umgab sich mit einem Staatsrathe, nach dessen Vernehmung er
fortan, bis zur Befestigung des Ganzen, zu regieren beschloß. Je-
dem Minister wurde, außer einem General-Director (zur Contro-=
le), noch ein Collegium von Ministerialrätben (zum Beirath) zu-
gegeben. Jeder Kreis erhielt eine eigne Regierung, in zwei
Collegien (Kammern) des Innern und der Finanzen, unter der.
Leitung von zwei Direktoren und einem Präsidenten. Unter die-
sen zeitgemäßen Formen dußerte sich bald ein eben so krästiger
als milder Geist. Die Regierung, welche bisher, bei dem gebiete-
rischen Drange der Umstände manche untergeordnete Interessen des
Volks umgehen mußte, um das Höchste, die Selbsiständigkeit zu
erreichen, konnte sich mit den Bedürfnissen der Unterthanen ver-
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