Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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Nation nun heute definitiv abgeschlossen, oder ist sie es nicht? Das können 
Sie so wenig wissen wie ich. Ich kann nur meine Vermuthung dahin aus- 
sprechen, daß fie nicht abgeschlossen ist; es müßten sich der ganze französische 
Charakter und die ganzen Grenzverhältnisse ändern. 
Wir haben unsererseits alles gethan, um die Franzosen zum Vergessen 
des Geschehenen zu bewegen. Frankreich hat unsere Unterstützung und unsere 
Förderung in jedem seiner Wünsche gehabt, nur nicht in demjenigen, der 
sich auf eine mehr oder weniger lange Strecke von Rheingrenze richten 
konnte; weder im Elsaß noch weiter unten können wir das zugeben. Aber 
wir haben uns redlich bemüht, im Uebrigen Frankreich gefällig zu sein und 
dasselbe zufriedenzustellen, wie wir können. Wir haben unsererseits ja nicht 
nur keinen Grund, Frankreich anzugreifen, sondern auch ganz sicher nicht 
die Absicht. Der Gedanke, einen Krieg zu führen, weil er vielleicht später- 
hin unvermeidlich ist und späterhin unter ungünstigeren Verhältnissen geführt 
werden könnte, hat mir immer fern gelegen, und ich habe ihn immer be- 
kämpft. (Bravol) 
Ich bin dagegen gewesen im Jahre 1867, die Luxemburger Frage auf- 
zunehmen, um den Krieg mit Frankreich zu führen. Luxemburg war gewiß 
des Krieges mit Frankreich nicht werth, und namentlich nicht unser zweifel- 
haftes Garnisonrecht, nachdem der Bund erloschen war. Es konnte damals 
nur auf die Frage ankommen, ob wir den Krieg nicht späterhin doch führen 
müßten, und da sagte ich: das ist vielleicht möglich, ich kann das aber so 
genau nicht wissen, ich kann der göttlichen Vorsehung nicht so in die Karten 
sehen, daß ich das vorher wüßte. (Bravol) 
Mein Rath wird nie dahin gehen, einen Krieg zu führen, deshalb, 
weil er später vielleicht doch geführt werden muß. Er kann vielleicht nach 
Gottes Willen, wenn er später geführt wird, unter für uns günstigeren 
Verhältnissen geführt werden, wie das mit Frankreich der Fall gewesen ist. 
Wir haben 1870 mit günstigerem Erfolge geschlagen, als wir 1867 gekonnt 
hätten; aber es wäre doch ebenso gut möglich gewesen, wenn der Kaiser 
Napoleon früher gestorben wäre, daß der Krieg uns ganz erspart ge- 
blieben wäre. 
Also das führe ich nur an, um meine Ueberzeugung zu begründen und 
auch anderen im Auslande glaublich zu machen, daß wir Frankreich niemals 
angreifen werden. Wenn die Franzosen so lange mit uns Frieden halten 
wollen, bis wir sie angreifen, wenn wir dessen sicher wären, dann wäre der 
Friede ja für immer gefichert. (Lebhafter Beifall.) Was sollten wir denn 
von Frankreich erstreben? Sollten wir noch mehr französisches Land annek- 
tiren? Ich bin schon — ich muß das aufrichtig sagen — 1871 nicht mehr 
geneigt gewesen, Metz zu nehmen, ich bin damals für die Sprachgrenze 
gewesen. Ich habe mich aber bei den militärischen Autoritäten erkundigt, bevor ich 
michendgültig entschloß. Es war, wenn Siemirdiese historische Episode verstatten 
wollen, Herr Thiers, der mir sagte: eins können wir nur geben, entweder Belfort 
oder Metzzwenn Siebeide haben wollen, dann wollen wirjetzt nicht Frieden schließen. 
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