164 Die Universitäten.
dere erleichtern. Sodann aber erscheint es möglich, ein zweites Auskunfis-
mittel zu ergreifen, nümlich eine Verständigung der Universitäts-Bibliotlick
mit anderen solchen Sammlungen, selbst im Auslande, über eine dalıin
gehende Vertheilung der Fächer unter einander, dass jede derselben fortan
nur in einer bestimmten Anzahl von Literaturkreisen neue Anschaflungen
mache, damit aber für diese vollständig ausreichende Mittel erhalte.
Natürlich müsste dabei eine leichteste Wechselbenützung der so verbän-
deten und in einander eingerichteten Bibliotheken verabredet werden. Es
soll nicht behauptet werden, dass eine solche Vertheilung der Bücher zwei
oder melırere Orte der Vereinigung in Einer grossen Sammlung an Nutzen
und Bequemlichkeit gleich komme; würde sich dieselbe doch verhalten wie
die Erlaubniss zur Benützung einer grossen öffentlichen Sammlung im Ver-
gleiche zum Besitze einer guten Bibliothek im eigenen Hause; allein es
scheint denn doch die Sicherheit, jedes gewünschte Buch an einem be-
stimmten, wenn auch entfernteren, Orte zu finden, den Studien zuträglicher
zu sein, als das Vorhandensein so und so vieler Doubletten und das gänz-
liche Fehlen einer ebenso grossen Anzahl von andern Werken an beiden
Orten‘).
Lassen sich aber selbst durch Anwendung aller solcher Auskünfte
die für eine Universität nothwendigen Unterrichts- und Forschungsmittel
nicht beschaffen, dann bleibt, so ungerne man zu einer solchen Ueberzeu-
gung kommen mag, schliesslich doch nichts Anderes übrig, als die ihren
Zweck nicht mehr erfüllende Anstalt aufzuheben. Und je eher es geschieht,
nachdem die Einsicht in das Unerlässliche gewonnen worden ist, desto
besser wird es sein. Ein Hinschleppen des bisherigen Zustandes heisst ja
nur dessen üble Folgen verlängern und verstärken, die durch die Verwen-
dung der bisherigen Universitätsfonds zu erreichenden Vortheile aber un-
nöthigerweise entbehren. Im Uebrigen sind allerdings zwei wesentlich ver-
schiedene Fälle von Aufhebungen woll zu unterscheiden. — Einmal kann
der Fall der sein, dass ein Staat mehrere Universitäten besitzt, er aber
nicht mehr im Stande ist, gleichgültig itzt aus welchen Ursachen, alle neben
einander auf dem höchsten Stande zu erhalten, während eine Vereinigung
zweier Anstalten reichliche Mittel zu einer vorzüglich eingerichteten Uni-
versität liefern würde. Unzweifelhaft treten auch bei einem solchen Ver-
bältnisse viele der Bedenken und der Nachtheile ein, welche bei der
Aufhebung einer Universität überhaupt sich geltend machen; auch muss
zugegeben werden, dass hierzu sogar eigenthümlicke neue kommen
1) Es würde den Zusammenhang der gegenwärtigen Erörterungen zu lange unterbrechen,
wenn der vorstehende Vorschlag zu Ineinanderrichtung verschiedener Bibliotheken hier aus-
führlicher begründet und in den Einzelheiten besprochen werden wollte. Fs ist daher eine
nähere Ausführung in die Beilage A vorwiesen.