Die Universitäten. 165
können, nämlich die bitteren Gefühle, welche aus Scheelsucht und aus ge-
kränktem Ehrgefühle an dem Sitze und bei dem Personale der zu beseiti-
genden Universität gegenüber von der erhaltenen und vergrösserten ent-
stehen werden. Möglicherweise nimmt ein ganzer Landestheil oder eine
Confession die Sache leidenschaftlich zu Herzen. Allein nicht nur ist doch
nur ein Theil der Missstände vorhanden, welcher entsteht, wenn ein I.and
seiner einzigen Hochschule beraubt wird; sodann wird schliesslich die Sach-
lage nicht geändert. Es mag also sein, dass nicht in jeder Zeit und unter
allen politischen oder sonstigen Conjuncturen überhaupt an die Aufgabe
gegangen werden kann, sondern ein passender Augenblick abgewartet wer-
den mnss; es ist ferner klar, dass mit doppelter Sorgfalt und Schonung
verfahren werden mnss, um nicht zu dem vermeidlichen Widerstreben auch
noch unnöthiges zu fügen; allein die Maassregel an sich bleibt desshalb
immer nöthig, und es wird gut sein, wenn die Itegierung bei Zeiten den
Entschluss fasst, und über die Ansführungsweise mit sich ins Reine kommt,
so dass der eintretende richtige Moment des IHlandelns nicht ungenützt
vorübergehen muss. Nicht erst der Bemerkung bedarf es, dass die Frage,
welche von den melıreren Universitäten aufzuheben sei, der ernstlichsten
Erwägung zu unterziehen ist, ehe eine Entscheidung gefasst wird. Recht-
liche, politische, wirthschaftliche, örtliche Fragen werden dabei abgewogen
werden müssen. Der Staatsmann ist nicht zu beneiden, dessen Verant-
wortlickheit ein solcher Schritt zufällt; allein er kann sich ein bleibendes,
grosscs Verdienst um das I,and und um die Wissenschaft erwerben, so dass
er eine auch noch so bittere Anfechtung wohl mag ertragen. — Manch-
fach härter ist ohne Zweifel die Aufhebung der einzigen Landesuniversität;
allein auch hier ist es nützlicher, würdiger und männlicher, dem Uebel fest
in das Auge zu schen, als dasselbe hinhängen zu lassen, und muthig zum
Entschlusse einer Exstirpation zu kommen, wenn die Ueberzeugung von der
Unmöglichkeit einer Hülfe erlangt ist. Glücklicherweise bestehen, wenig-
stens in Deutschland, solcher verzweifelt scheinender Fälle nicht viele, nach-
dem durch die politischen Umgestaltungen zu Ende des vorigen und zu
Anfang des itzigen Jahrhunderts zahlreiche verkrüppelte und lebensunfähig
gewordene Universitäten, meistens ganz ohne allen Nachhall, verschwon-
den sind ').
4. Sehr verkehrt wäre es, über den materiellen Lehrmitteln der ILchrer
sclbst zu vergessen. Bei einer Schule sind diese sogar die Hauptsache.
Handelt es sich von einer Steigerung der Eigenschaften der Universitäten,
so ist also eine möglichst gute Besetzung der Professuren vou grösster
sitäten ist cin eigener Anhang für zwockmässiger erachict worden. Man sche denselben unton,
als Beliage B.