Die Universitäten. 219
einer sehr intelligenten, welche den allgemeinen und ihren eigenen beson-
deren Vortheil sehr wohl zu verstehen im Stande ist. Und am Eude kann
ja die Einrichtung, wenn sie sich nicht erprobt, in jeden Augenblick wieder
aufgehoben werden, olıne weiteren Nachtheil als die noch etwas grüssere
Unvollständigkeit beider Universitäten in gewissen Fächern, was aber bei
dem allgemeinen Zustande derselben ziemlich gleichgültig ist.
Am schwierigsten natürlich wäre ein Zustandekommen, wenn es zwischen
zwei Universitäten verschiedener Staaten abgeschlossen werden müsste. Hier
handelte es sich nämlich nicht blos von den so eben besprochenen Unzuträglich-
keiten und vermuthlichen IIemmnissen, sondern es bedürfte vor Allem auch
einer gleichen Leberzeugung von Seiten zweier Regierungen und eines gleich
starken Willens zur Durchsetzung der Einrichtung, also günstiger Umstände,
welche nicht eben oft vorhanden sein werden. Unmöglich ist freilich auch
bier eine Uebereinkunft der fraglichen Art nicht; die Ausführung wäre
kaum, wenn überhaupt, beschwerlicher oder unsicherer. Wenn daher im
Lande selbst keine Verbindung von Bibliotheken lıerzustellen ist, und wen
eine Zustiminung der beiderseitigen Staaten für eine solche Maassregel be-
steht, so ist immerhin, wie abentbeuerlich vielleicht auch dieser Gedanke
Manchem erscheinen mag, der Versuch zu machen.
Nichts ist möglicher und sogar wahrscheinlicher, als dass die im Vorstehen-
den crörterten Verhältnisse und gemachten Vorschläge einem staunenden Un-
glauben und einem Vorwurfe von Uebertreibungen und Phantasterei begeguen
werden. Sei es darum; bei Sachverständigen wird wenigstens die Grösse
des Uebels und der Wunsch einer genügenden Beseitigung keinen Wider-
spruch finden. Wer als Vorstand einer Bibliothek mit der Misere der An-
sprüche von allen Seiten und der ungenügenden Mittel je bekannt geweseu
ist, oder wer als akademischer Lehrer die so wiederkehrende bittere Ent-
täuschung fiber den Bestand seiner Universitätsbibliothek erfahren hat, der
wird jeden Falles der zur Sprache gebrachten Angelegenheit Bedeutung
nicht absprechen. Eine andere Sache ist natürlich die Zustimmung zu deu
vorgeschlagenen Mitteln. Nun, vielleicht werden im Gegensatz gegen sie
bessere mitgetheilt werden ; dann ist der Zweck auch erreicht.