Full text: Staatsrecht, Völkerrecht und Politik. Dritter Band. (3)

der Wissenschaften. 341 
so lag die Schuld nicht in seiner innern Ungesundheit oder in Ausseren 
übermächtigen Hindernissen, sondern in der unglücklichen Politik der beiden 
leitenden Staaten, welche den Bund niemals zu etwas Anderem werden 
lassen wollten, als zu einer bewaffneten Neutralität in der Mitte von Eu- 
ropa und zu einer Polizeianstalt, nicht aber zu einem Träger und Förderer 
des nationalen sei es geistigen sei es materiellen J,ebens. 
Auf den ersten Blick möchte es scheinen, als sei durch die itzige Ge- 
staltung der deutschen Verhältnisse die Ausführung eines solchen Planes 
erleichtert, indem in dem norddeutschen Bunde eine grössere Concentration 
des Willens bestehe, der Reichstag aber die Mittel unschwer verwilligen 
könnte. Eine nähere Betrachtung macht jedoch zweifelhaft in dieser opli- 
mistischen Auffassung; und zwar zeigen sich dabei zweierlei bedeutende 
Schwierigkeiten. 
Einmal stelıt der unfertige und in seiner schliesslichen Feststellung 
noch durchaus nicht mit Sicherheit abzuseliende Zustand der allgemeinen 
deutschen Verhältnisse auch hier im Wege. Nicht zwar in so ferne, dass 
man sich im norddeutschen Bunde der Besorgniss eines völligen Wieder- 
einsturzes des bis itzt Erreichten hingäbe und schon desshalb dem Beginne 
weit aussehender und nicht unmittelbar nothwendiger Unternehmungen ent- 
zöge. Eine solche Furcht besteht nicht, wie diess daraus unzweifelhaft 
erbellt, dass manche ebenfalls nicht durch die augenblickliche militärische 
oder politische Sachlage gebotene gemeinnützige Einrichtungen unbedenk- 
lich in Angriff genommen werden. Wohl aber aus folgenden Gründen. 
Zunächst ist Süddeutschland noch getrennt; die südlich vom Maine 
gelegenen Staaten sind formell unabhängig und unter sich nicht näher ver- 
bunden. In diesem Zustande können die Dinge freilich nicht auf die Dauer 
bleiben; allein nicht nur ist selır ungewiss, in welcher Weise sie sich ordnen 
werden, sondern auch der Zeitpunkt einer schliesslichen Feststellung ist 
nicht zu bestimmen. Leicht möglich, dass er sich länger hinausschiebt, als 
mancher ungeduldige Sanguiniker glaubt und als freilich wünschenswerth 
wäre. So lange nun aber die itzige Spaltung besteht, ist kaum zu hoffen, 
dass sich die süddeutschen Regierungen bei einer für ganz Deutschland 
berechneten Anstalt, deren Schwerpunkt doch im norddeutschen Bunde läge, 
betheiligen würden. Auch wäre die itzt einzig mögliche Art der Verständi- 
gung, nämlich durch diplomatische Verhandlungen, eine sehr weit aussebende 
und schwer zu einem gedeihlichen Ziele führende. Wo so viele verschie- 
dene Möglichkeiten in Haupt- und Nebenpunkten bestehen, so viele Ideo- 
synkrasieen stattfinden können, ist nur mittelst Mehrh heid 
etwas zu Wege zu bringen. Diese sind aber hier ausser Frage, da doch die 
Arbeit ähnlicher Art steht in der Leipziger Zeitung von 1865, Nr. 145—149, 53, &4, 87. Hier 
ist jedoch nur von einer politischen Akademie am Bitze des Bundestages die Rede,
	        
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