Full text: Staatsrecht, Völkerrecht und Politik. Dritter Band. (3)

Die verbesserten Verkehrseinrichtungen. 635 
Bezngsplätze von der entsprechenden Gewerbethätigkeit ausgeschlossen 
waren. Durch die Eisenbahnen ist die Industrie von einer ihrer schwersten 
Fesseln, nämlich von ihrem Banne an bestimmte Orte oder wenigstens in 
bestimmte Gegenden erlöst worden. Es ist itzt nicht mehr unbedingtes 
Bedürfoiss für sie, sich da anzusiedeln, wo einer Seits das Rohmaterial in 
nächster Nähe zu finden ist oder wenigstens zu Wasser hingeschafft werden 
kann, anderer Seits aber die bewegende Kraft durch nahe gelegene Stein- 
kohlengrnben oder durch Wasserfälle wohlfeil zn stehen kommt; sie mag 
nun auch die übrigen Factoren eines günstigen Betriebes ins Auge fassen, 
z. B. niedrigen Arbeitslobu, besondere Anstelligkeit einer Bevölkerung, die 
Nähe von Hülfsgewerben oder Absatzorten. Natürlich führt anch die Eisen- 
bahn die Arbeitsmaterialien nicht unentgeltlich bei; allein ihre verhältniss- 
mässig geringen Ansätze lassen weit leichter eine Ausgleichuug durch 
anderweitige örtliche Vortheile zu. Auf solche Weise ist es möglich, Ge- 
werbethätigkeit und Lebensunterhalt da zu schaffen, wo früher die Bevöl- 
kerung von allem Verkehre für immer ausgeschlossen und zu einer dumpfen 
Armntlı vernrtheilt zu sein schien. Und es ist diess nicht einmal der 
einzige bedeutende Vortheil, welchen die Industrie den Eisenbahnen ver- 
dankt. Es muss nämlich auch noch in das Auge gefasst werden, dass der 
zu jeder Zeit sichere, bequeme und schnelle Transport mittelst derselben 
den (tewerbenden erlanbt, ihre Vorräthe an Rohstoffen, Brennmaterial n. 8. w. 
nur auf das nächste Bedürfniss zu beschränken, indem ein nenes Bedürfniss 
zu jeder Jahreszeit und in sicherer Frist aus den Bezugsquellen befriedigt 
werden kann. Von massenhaften Wintervorräthen z. B. braucht nicht mehr 
die Rede zu sein; die Eisenbalu friert nicht ein und hat bei Schnee keine 
höheren Tarife. Damit wird aber viel an Räumlichkeit und an Zinsen er- 
spart; es verdirbt weniger durch Liegen; es muss nicht zur Zeit hoher 
Preise auf lauge Zeit hinaus eingekanft werden. Folglich sind die allge- 
meinen Kosten geringer, ist theils eine Mitwerbnng leichter zu bestehen, 
tbeils ein Unternehmen mit kleinerem Kapitale unternehmbar. \on man- 
cherlei sonstigen, möglicherweise auch noch schr wichtigen, Unterstntzungen 
der Waarenerzeugung durch die Eisenbahnen gar nicht zu reden, so z. B. 
von der leichteren Erreichung der Marktplätze oder der Versendung von 
Halbfabrikaten an die Vollendungsstellen. 
Verwandt, aber doch nicht gleichbedeutend mit der Erleichterung des 
Waarenverkehrs und der Gewerbethätigkeit ist die dnrch die Eisenbalinen 
gegebene Möglichkeit grosse Massen von Gegenständen schnell, bequem, wohlfeil 
und zu jeder Jahreszeit ungestört bewegen zu können. Diess mögen aller- 
dings auch Waaren im wissenschaftlichen Sinne des Wortes sein; allein 
theils handelt es sich nicht blos von solchen, theils kommt nicht deren Er- 
zeugung sondern die Befriedigung von grossen Bedürfnissen durch ilro
	        
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