Full text: Staatsrecht, Völkerrecht und Politik. Dritter Band. (3)

Dio verbesserten Verkehrseinrichtungen. 649 
Inhalt sein möge, würde offenbar nicht passen, da diese Anstalt den Inhalt 
des ihr Uebergebenen nicht kennt und auch gar keine Mittel hat, denselben 
zu errathen. Nur dann wäre eine Analogie vorhanden, wenn schon die 
Adresse oines Briefes ein Vergehen enthielte, was kaum je vorkommen nıag, 
dann aber ohne Zweifel auch eine Nichtbestellung rechtfertigen würde. Im 
Uebrigen wird der eine Telegraphirung verweigernde Beamto mit grosser 
Vorsicht verfahren müssen, indem er sich nicht nur einer Beschwerde wegen 
Amtsmissbrauches sondern unter Umständen aucl einer Schadenersatzklage 
aussetzt, wenn der zurückgewiesene Absender den Beweis zu liefern vermag, 
dass die von ihm beabsichtigte Mittheilung kein Unrecht enthielt. 
Endlich ist noch kurz zu erwähnen, dass der Gebrauch des Telegraphen 
so leicht, bequem und wollfeil als möglich, die ganze Anstalt nach 
den jeweils besten Regeln eingerichtet sein muss. Die dazu führenden 
Einzelheiten sind jedoch allzu technischer Art, um hier erörtert werden zu 
können. Nur so viel mag daher bemerkt sein, dass auch die in solcher 
Beziehung zu stellenden Forderungen es am besten erscheinen lassen, wenn 
der Staat Eigenthümer ist, da es nun nicht erst bei jeder Verbesserung einer 
Verhandlung mit vielleicht engherzigen und kurzsichtigen Privaten bedarf. 
Je weiter der Staat den Gebrauch des Telegraphen bei der Masse der Be- 
völkerung einzubürgern und zu vermehren weiss; je besser es ihm gelingt 
aus demselben eine sociale Anstalt zu machen: desto vollständiger wird er 
seine Pflicht erfüllen. 
d. Die Dampfschifffahrt. 
Es ist einleuchtend, dass zwischen der inländischen und der Seedampf- 
schifffahrt ein mächtiger Unterschied bestebt. Unzweifellaft kann auch die 
Flussdampfschifffahrt von grosser Bedeutung sein; doch steht sie wenigstens 
in Europa der transatlantischen entschioden an Wichtigkeit nach. Wir 
haben nicht die grossen, durch hunderte von Meilen hinziehenden, den ein- 
zigen Zugang zu halben Welttheilen bildenden Riesenströme , deren leichte 
und sichere Benützung von solchem Werthe für den Handel, für den 
persönlichen Verkehr, für die staatliche Einwirkung und Thätigkeit, kurz 
für die ganze Gesittigung ist. dass sich nur an sie allmälig ein höheres 
Leben knüpft. Unsere Flussdampfboote lıaben in der Regel nur kleinere 
Flasse oder Landseen inmitte hochcaltivirter, von Strassen und Eisenbahnen 
durchzogener Länder zu befahren; oder wo sie, wie auf der Donau, früher 
ähnliche Dienste geleistet haben, wie die Danıpfer auf dem Missisippi oder 
auf dem Amazonenstrome, sind sie doch durch die Ausdelinung der Eisen- 
bahnen bereits von geringerer Bedeutung geworden und sehen einer immer 
weiter gehenden Beschränkung ihrer Rolle entgegen. Es soll damit nicht gesagt 
sein, dass der Dampfverkehr auf unseren Flüssen und Seen unbedeutend