Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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und mit Allem im Ueberfluß versehene Feste. Seine Soldaten 
knirschten vor Ingrimm, als sie ausziehen und Fahnen und Waffen 
abliefern mußten. Allein diesmal kam der Ehrlose nicht so ungestraft 
davon: den 7. Januar 1633 ward er auf kurfuͤrstlichen Befehl von 
Leipzig nach Dresden abgeholt und vor ein Kriegsgericht gestellt, wel- 
ches ihn zum Schaffot verurtheilte. Einen Monat später verlor er 
seinen Kopf durch Scharfrichters Hände. 
S. Januar. 
Herzog Johann Friedrich der Mittlere geboren. 
Ein unglücklicher Fürst, der einen eben so unglücklichen Vater 
hatte, ward am heutigen Tage geboren. Johann Friedrich, mit dem 
Beinamen der Mittlere, war der Sohn des Kurfürsten Johann Fried- 
rich's des Großmüthigen, und bei seiner Geburt hatte es den Anschein, 
als müsse auch er einst, wie sein Vater, den Kurhut Sachsens tra- 
gen. Allein Ihr wißt, wie dieser Kurfürst in dem unseligen Schmal- 
kaldner Kriege nach der Mühlberger Schlacht die Kurwürde, die Frei- 
heit und fast alle seine Länder verlor; wie er selbst als Gefangener 
fünf Jahre lang mit dem Kaiser ziehen mußte, und wie seinen Kin- 
dern nichts verblieb, als einige Länderstücke in Thüringen und der 
Herzogstitel. Der Sohn des gefangenen Kurfürsten, von welchem 
wir heute namentlich reden, war zur Zeit der Mühlberger Schlacht 
achtzehn Jahre alt, ward in dieser Schlacht verwundet und auch bei- 
nahe gefangen, und hatte seinen Wohnsic von jener Zeit an mit dem 
Titel eines Herzogs in Gotha. Hier lebte er eine Zeit lang ruhig 
und glücklich, bis er im Jahre 1566 den höchst gefährlichen Men- 
schen, Wilhelm von Grumbach, der als Bischofsmörder und Land- 
friedenbrecher vom Kaiser und Reiche in die Acht gethan war, öffent- 
lich in Gotha aufnahm und beschütte. Dieser spiegelte dem leicht- 
gläubigen Herzoge Dinge vor, die nie in Erfüllung gehen konnten, 
machte ihm vor Allem Hoffnung, daß er mit der Zeit wieder zur 
Kurwürde, welche sein. Vater gehabt, gelangen würde, und entwarf 
mancherlei Mäne, wie der damalige Kurfürst August meuchlings 
aus dem Wege geschafft werden könnte. Dadurch kam es so weit, daß 
Herzog Johann Friedrich nun eben so wie Grumbach in die ucht er- 
klaͤrt, von August in der Residenz Gotha belagert und zuletzt, wie 
einst der Vater, seiner Länder und Würden beraubt urd in harte Gefan— 
genschaft geführt wurde. Das geschah —. merkwürdige Fügung;: — 
gerade an demselben Misericordiassonntage, an welchein zwanzig Jöhre 
früher die traurige Schlacht bei Mühlberg gewesen whr. — Mun
	        
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