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nahm der Bescheidene und Weise, der seine Zeit wohl erkannt hatte,
nicht an, sondern schlug dafuͤr Karl von Spanien vor. In dieser
Zeit schickte ihm der Papst eine goldene Rose; mehre Fuͤrsten for-
derten ihn zur Vertilgung der gottlosen Ketzer auf; aber er empfahl
Luthern bloß mehr Mäßigung. Endlich nachdem die Bannbulle
gegen Luthern gekommen war, trat er auch vertheidigend auf, in-
dem er erklärte, daß er Luthern dem Papste nicht ausliefern
werde. Kaiser Karl V. hatte so große Achtung für ihn, daß er
nach Verbrennung der Bannbulle nichts weiter that, als den Kur-
fürsten zu bitten, er möchtre Luthern mit nach Worms zum Reichstage
bringen. Dies that Friedrich auch, nachdem sicheres Geleit verspro-
chen worden war, ließ aber auch nach dem Reichstage Luthern in
aller Stille auf die Wartburg führen. Er ließ es zu, daß Geistliche
heiratheten, Nonnen und Mönche aus den Klöstern wanderten und
der Gottesdienst einfacher eingerichtet wurde. Leider wurden seine
letzten Lebenstage durch die Bilderstürmerei und den Bauernkrieg ge-
trübt. — Nach einer vierzigjährigen Regierung starb er, zehn Tage
vor der Bauernschlacht bei Frankenhausen, den. 5. Mai 1525, nach-
dem er zum lebten Zeugniß seiner Anhänglichkeit an Luthern das
Abendmahl unter beiderlei Gestalt genossen hatte. Als er in der
Schloßkirche zu Wittenberg beerdigt wurde, da weinte das Vaterland
in tiefem Schmerze; denn es war ihm der beste Vater genommen,
der in seiner langen Regierungszeit stets ein ächter Freund Gottes
und des lichtvollen Christenthums, der Wissenschaften, der Unter-
thanen, der Armen, der Kinderwelt gewesen war. — Merk-
würdig, daß fast dreihundert Jahre später, am 5. Mai 1827, das
gesammte Sachsenvolk in gleich tiefer und gleich gerechter Trauer
um den Landesvater sein mußte, der dem weisen Friedrich an Weis-
heit, Gerechtigkeit und Herzensgüte unter allen Wettinern am näch-
sten stand!
GC. Mai.
Die CTallenbillets.
Die Geldsorten, die uns im Handel und Wandel zur Ausglei-
chung dienen, sind bekanntlich nicht immer klingende Münze, son-
dern jebt häufig auch Papiergeld oder, wie wir sie auch nennen, Tre-
sorscheine, Bankzettel, Cassenbillets. Vor hundert Jahren wußte
man in Sachsen noch nichts von Papiergeld; aber seit dem 6. Mai
1772 sind sie auch in unserm Vaterlande eingeführt worden. Die
Kriegsjahre, die Schuldenlast und zuletzt die Theuerungszeit von