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fuͤhrte den ungluͤcklichen Herzog uͤber Leipzig und Dresden und nach Wien,
wo Maximilian II., damaliger Kaiser, ihm hartes Gefängniß berei-
tete, ihn wie einen gemeinen Verbrecher behandelte und an dem
Nothwendigsten Mangel leiden ließ. Das ist ein ewiger Flecken in
dieses Kaisers Lebenz aber auch der sonst so ehrwürdige Vater August
hat bei dieser Gelegenheit den Vorwurf der Härte und Unversöhnlich-
keit auf sich geladen. Herzog Johann Friedrich starb nach acht und-
zwanzigjähriger Gefangenschaft im Kerker den 9. Mai 1595.
9. Januar.
Moritz's Gildsaäule in Berlin.
Ein offenbar sehr unbedeutender und natürlich zu erklärender
Fall trug sich im Jahre 1553 an dem heutigen Tage zuz aber in jener
Zeit gab er dem Aberglauben viel zu denken und wurde für sehr
wichtig gehalten. Auf dem Schlosse zu Berlin war unter vielen
andern Statuen großer Männer auch die Bildsäule unsers großen
Kurfürsten Moritz aufgestellt. In der Nacht des 5. Januars riß
ein fürchterlicher Wintersturm gerade dieser Bildsäule den Kopf ab,
während die übrigen unversehrt blieben. Das lag ohne Zweifel ent-
weder in der Natur des Gesteins, oder an der Bildhauerarbeit. Aber
die Zeitgenossen Moritz's fanden hierin, zumal da es an seinem Hoch-
zeittage geschah, eine unglückliche Vorbedeutung und sprachen laut
von dem baldigen Tode, den dies vorhersage. Leider endete auch sein
Leben ein halbes Jahr darauf in der Schlacht bei Sievershausen!
10. Januar.
Entstehung des Winterhäuschens aul dem Winterberge.
Als im Jahre 1558 Vater August von der Ksnigskrönung
Ferdinand's in Prag zurückkehrte, hielt er an der böhmischen Grenze
in den Waldern der jebigen sächsischen Schweiz eine große Jagd, die
vorzüglich einem alten weißen Hirsche galt, der sich seit längerer Zeit
in dortiger Gegend hatte sehen lassen. Der Kurfürst fand das Thier
und verfolgte es auf einem schmalen Fußsteige bis zu einem Felsab-
hange, wo es nicht weiter konnte. Kehrte es um, so ward der Fürst
von ihm in den Abgrund gestürztz gelang aber der Schuß der ange-
legten Büchse, so fiel das Thier hinab in die Tiefe. Gläücklicher-
weise geschah das Letztere, und August war gerettet. — Sechs Jahre
später, am 10. Januar, kam der Kaiser mit seinem Sohne (jenem
Ferdinand) nach Dresden, und es ward bei der Mittagstafel auch