Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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forderten; die Sachsen selbst wuͤnschten auch, gegen die Franzosen auf— 
treten zu koͤnnen. Diese aber mit ihrem Kaiser ruͤckten indeß wieder in 
Dresden ein und setzten sich mit ihrer ganzen Macht dort fest. Was 
sollte der bedraͤngte Friedrich August jetzt thun in dieser von allen 
Seiten hoͤchst mißlichen Lage? — Ein Bote Napoleon's, der noch 
au demselben Tage von Dresden abgefertigt worden war, als der 
(Jieger wiederum in Dresden einzogen war, mußte allen Be- 
denklichkeiten ein Ende machen. Wenn der König nicht sofort 
von Prag zurückkehre — hieß es nun — so würde er aufgehört 
haben zu regieren, und sein Land würde als erobertes angesehen wer- 
den. Diese Drohung und die Verheimlichung der östreichischen 
Mäne mußten unsern König zu dem Entschlusse bringen, der fran- 
zösischen Sache noch treu zu bleiben. War doch auch kein anderer 
deutscher Fürst damals schon zu den Verbündeten übergegangen! 
War doch gerade das arme sächsische Land ganz und gar in französi- 
schen Händen! War es doch jett nach der gewonnenen Schlacht 
bei Lützen und bei dem steten Zurückweichen der Russen und Preu- 
fen ganz ungewiß, wer eigentlich Sieger bleiben werde. — Friedrich 
August mußte also zurück in seine Hauptstadt und ward dorthin 
feierlichst von Napoleon selbst, der ihn persönlich so hoch schäbte, am 
12. Mai eingeholt. 
9. Mai. 
Zinzendorl’s Tod und Begräbniks. 
Im Jahre 1760 starb an dem heutigen Tage ein Mann, an 
dessen Leichenbegängniß über viertausend Leidtragende den wehmüthigsten 
Antheil nahmen. Es war der Graf Nikolaus Ludwig von 
Zinzendorf, der Stifter der Herrenhuter Gemeinde. Er wurde zu 
Dresden im Jahre 1700 geboren und nach dem frühen Tode seines 
Vaters im Hause seiner Großmutter erzogen. Dort wurden täglich 
Andachtsübungen gehalten; dort segnete ihn sein Taufpathe, der 
fromme Spener (siehe den 13. Januar), feierlich ein; und von dort 
ging er nach Halle in die Erziehungsanstalt des ehrwürdigen Franke. 
Alle diese Umstände erregten aufs lebhafteste die religiösen Gefühle 
des jungen Grafen und versebten ihn, den Phantasiereichen und Le- 
benskräftigen, in eine gewisse fromme Schwärmerei. Er war mit 
dem Zustande der evangelischen Kirche — wie sie damals leider war 
— vielfach unzufrieden und hielt schon jetzt häufig häusliche Er- 
bauungsstunden, an welchen seine Freunde Antheil nahmen. Sechs 
Jahre lang, bekleidete er eine Hofrathsstelle in Orcsden, legte sie aber
	        
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