117
zigtausend Vertheidiger. Der Kaiser forberte sie zur Uebergabe auf;
aber der Commandant schlug es aus. Der Kaiser drohete: „er wolle
den Kopf des gefangenen Kurfürsten hineinschicken;“ aber der Com-
mandant erwiederte: „Wie man dem Kurfürsten begegnet, also wird
man auch dem Markgrafen von Brandenburg (der als Gefangener in
Wittenberg saß) thun.“ — Nun redeten viele Katholiken und inson-
derheit der grausame Herzog Alba dem Kaiser eindringend zux#daß er
doch seine Drohung wahr mache. Und fürwahr, der Kaiser that es
endlich: am 10. Mai 1547 ward über Johann Friedrich das Todes-
urtheil ausgesprochen. „Hans Friedrich, der Aechter,“ hieß es,
„solle, ihm zur Bestrafung und Andern zum Exempel, durch das
Schwert vom Leben zum Tode gebracht werden.“ Das Urtheil wurde
dem Gefangenen vorgelesen, als er eben im Zelte Schach spielte. Er
aber sprach, ohne eine Miene zu ändern: „Ich vermeine, kaiserliche
Majestät werden sich dabei nicht übereilen; im Fall es aber nicht an-
ders sein kann, so bitte, man wolle mir den Tag meines Todes vor-
herverkunden, damit ich noch mit den Meinen reden kann. Und
nun laßt uns weiter spielen.“ — Wahrlich eine Antwort, die
allein ihm den Namen des Großmüthigen erwerben könnte! — Es
baten nun für den unglücklichen Fürsten um Milderung und Gnade
mehre Fürsten, unter andern am 17. Mai der Kurfürst Joachim
von Brandenburg und der alte, treue Bürgermeister von Wittenberg,
der Maler Lucas Cranach. Dem Letztern antwortete Karl sehr huld-
reich: „Du sollst erfahren, daß ich Deinem Herrn Gnade erzeigen will.“
18. Mai.
Geburtstag des Königgs.
Dies ist der Tag, den der Herr uns gemacht hatz lasset uns
freuen und fröhlich darin sein. Es ist der Geburtstag unsers Lan-
desvaters. Ja, wenn sich das Vaterland einst am 18. May 1797
freute, daß dem Wettinerhause ein Sohn und dem Sachsenlande eine
neue Hoffnung geboren worden sei: so müssen wir uns heute viel hö-
her und inniger freuen, da vor unsern Augen die einstige Hoffnung
in herrliche Erfüllung gegangen ist; da wir es jetzt wissen, was
man vor acht und vierzig Jahren nur ahnen konnte: Friedrich August
bringe Freude, Ruhm und Segen über das Sachsenland. Was er
geworden ist, ist er durch treffliche Erziehung, durch stets regen Eifer
und heiße Wißbegier, durch sorgfältiges Achten auf die Bilder der
Vorzeit und Mitwelt, gewiß vor Allem aber. durch die ernste Schule
des Lebens und der Prüfungen geworden. Die Erziehung und