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den, denn Uns gesaget ist.“ — Den 7. Juni zog Karl mit den Kriegs-
völkern und dem gefangenen Johann Friedrich von Wittenberg ab.
— Das war die unvergeßliche fingstwoche von 1547. — Merk-
würdig aber bleibt immer die wunderbare Fügung, daß fünf Jahre
später, gerade an dem Tage der Wittenberger Capitulation, derselbe
Mori, den Karl so hoch erhoben hatte, die Ehrenberger Klause er-
stürmte und seinen ehemaligen Wohlthäáter bald darauf fast gefan-
gen nahm.
20. Mai.
Kurfürtt Johann Friedrich der Grotsmüthige
erhält die Freiheit.
Sonderbar genug ist es, daß der unglückliche Johann Friedrich,
von welchem wir erst gestern noch redeten, fünf Jahre nach der Wit-
tenberger Capitulation, genau an demselben Tage, wo er 1547 jenen
Vertrag unterschrieben hatte, seine Freiheit wieder erhielt. —
Wir wissen, der gefangene Johann Friedrich mußte von Wittenberg
fort mit dem Kaiser ziehen, und bald in Mainz, bald in Speier und
in den Niederlanden, am meisten aber in Innspruck leben. Er ward
dabei hart und im höchsten Grade demüthigend behandelt, wie wir
unterm 8. Juni ausführlicher sehen werden. So dauerte der un-
glückliche Zustand fast fünf Jahre lang. Da ward plötich bekannt,
daß der neue Kurfürst von Sachsen, Moritz, den Kaiser mit Krieg
überziehen wolle. Das änderte mit einem Male Johann Friedrich's
Lage. Der Kaiser ward freundlich und gütig gegen ihn und beschloß,
ihn vorzüglich darum loszulassen, damit Moritz sich vor ihm, dem
ehemaligen Kurfürsten, fürchten solle. Am 19. Mai, als die Ehren-
berger Klause von Moriß erstürmt wurde, hatte der gefangene Kur-
fürst in Innspruck eine lange Unterredung mit einem Abgesandten des
Kaisers, und den 20. erhielt er seine Freiheit. Doch durfte er, ob-
gleich frei, das Gefolge des Kaisers noch nicht verlassen, sondern mußte
ihn begleiten bis zum September. Dann erst kehrte er unter dem
Jubel und den Lobgesängen der kleinen Anzahl von Unterthanen, die
ihm geblieben waren, in sein Land zurück und zog in die nunmeh-
rige Residenz Weimar ein.
21. Mai.
Biakonus Hahn ermordet.
Seit dem 2. Juni 1697, wo August der Starke zum katholi-
schen Glauben übergetreten war, nahmen natürlich auch die Anhänger