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dauerte und vom Jahre 1775 an, wo Goͤthe Weimarischer Staats-
diener wurde, von großem Segen für das Land war. — Am Ge-
burtstage 1775 übergab ihm seine Mutter die Regierung, und nun
begann durch drei und funfzig Jahre hindurch sein segensreiches
Wirken. Wie sorgte er für gute Rechtspflege, für lichtvolles Chri-
stenthum, für den Flor der Landwirthschaft und für die hohen und
niedern Schulen seines Landes! Wie tröstete, half und linderte er
allenthalben in den schweren Kriegsjahren 1806, 1812 und 1813!
Wie sammelte er um sich die ausgezeichnetsten Männer Deutschlands
Göthe, Herder, Schiller, Wieland und viele andere hochgeehrte Ge-
lehrte und Künstler! Wie war er der erste deutsche Fürst, der
seinem Lande eine Constitution freiwillig gab! Wie legte
er Gärten, Bauwerke, nützliche Anstalten überall an und stellte alte
Mißbräuche kräftig ab! Wie war er aber auch von Napoleon, von
Alexander und von allen großen Höfen Europa's hochgeachtet!
Kurz, wer vermag die große Reihe seiner herrlichen Thaten genug-
sam aufzuzählen und zu preisen? O, die Liebe, die er sich durch
seine Gerechtigkeit und Weisheit verdient hatte, zeigte sich am schön-
sten an seinem Regierungsjubiläum, den 3. September 1825, das
ein Volksfest im vollsten Sinne des Wortes war! Er starb allge-
mein beweint am 14. Juni 1828 und ruht jeht, der edle Be-
schützer der Wissenschaften, neben seinen gleich unsterblichen Freun-
den Schiller und Göthe.
15. Juni.
Schlacht bei Autsig.
Es ist der Schlachttag von Außig (den 15. Juni 1426), der
großes Unglück über unser Sachsenland brachte. Die wilden Hus—
siten, die damals nur erst in Böhmen hausten, belagerten die
böhmische Stadt Außig, die unserm Kurfürsten Friedrich dem Streit-
baren verpfändet war. Man bat von dort aus um schleunige Hilfe;
aber der Kurfürst war eben abwesend. Da sammelte Katharina,
die Kurfürstin, ein auserlesenes Heer und ermunterte es selbst mit
Feuerworten zum Kampfe gegen die Hussiten. Es zog die gesammte
wehrhafte Jugend, der ganze thüringische und meißnische Adel den
schrecklichen Feinden entgegen. Aber nur Wenige von ihnen sollten
Sachsen wiedersehen; Tausende von Familien sollten verwaist wer-
den. Das von vielen Feldherren planlos geführte, vom langen
Marsch und der Tageshitze entkräftete deutsche Heer konnte die Wa-
genburg der Hussiten nicht durchbrechen, der überlegenen Anzahl von