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Feuergewehren und den dicht geschlossenen Reihen der Feinde nicht
widerstehen — Alles löste sich zur Flucht auf. Unter den zwölf-
tausend Todten, die das Schlachtfeld bedeckten, befanden sich neun-
tausend Sachsen; weit mehr fanden den Tod auf der Flucht; denn
die Ermatkung machte das Entkommen unmöglich. Da gab es in
Sachsen fast keine Familie, die nicht um eines ihrer Mitglieder
trauerte; des Blüthe des sächsischen Volkes blieb auf der Wahlstatt.
Die Hussiten versuchten glücklicherweise damals noch keinen Ein-
bruch in Sachsen; sonst wären vielleicht die vielen wehrlosen Orte
ohne Rettung verloren gewesen und hätten Außigs Schicksal ge-
theilt, dessen Einwohner ohne Unterschied alle niedergemacht wurden.
16. Juni.
BGilchof Benno (tirbt.
Bischof Benno von Meißen, der vierhundert Jahre nach sei-
nem Tode unter die Heiligen versetzt wurde, kommt so oft in der
vaterländischen Geschichte vor, daß wir mit Recht seiner merkwürdig-
sten Lebensumstände heute am Todestage desselben gedenken. —
Kaiser Heinrich IV., jener nachmals so unglückliche und hartverfolgte
Kaiser, machte ihn 1066 zum Bischof von Meißen und schenkte sei-
ner Kirche viele Landgüter. Und doch hielt sich Benno bald darauf,
als Heinrich in Krieg mit den sächsischen Großen gerieth, nicht zu
seinem Wohlthäter, sondern zu dessen Feinden, den Sachsen. Des-
halb führte ihn auch Heinrich als Gefangenen hinweg, ließ ihn das
Jahr darauf los und führte ihn 1078 abermals hinweg, weil er
wiederum treulos gegen ihn gehandelt hatte. Nun kam ein anderer
Bischof an seine Stelle, und er selbst schweifte nach seiner Loslas-
sung hier und da umher, immer bemüht, des Papstes und des
Kaisers Gunst wieder zu erlangen. Endlich 1087 wurde das Bis-
thum Meißen abermals erledigt, und nun gelangte Benno doch wie-
der an seine vorige Stelle. Er that nun sehr viel für Ackerbau,
Obstbaumzucht und überhaupt für Wiederaufbringung des vielfach
verwüsteten Meißnerlandes. Er trieb durch Befehle und durch persönliche
Ermunterung allenthalben zur fleißigen Cultur des Landes, nament-
lich bei Meißen, Lommatzsch und Leisnig an. Er brachte die ersten
Kirsch= und Kastanienbäume nach Miltitz bei Meißen. Er ward
sonach unbezweifelt ein Wohlthäter des Landes. Aber man
nannte ihn auch einen Wunderthäter. Mit Hilfe eines Wein-
pfahls, der noch in Meigen zu sehen ist, ging er trocknen Fußes durch
die Elbe. Wo er durch die Kornfelder wandelte, da erhielt das