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sitz; jedoch erstreckten sich ihre Besitzungen von da aus weithin nach
Süden, Osten und Westen, und durch alljährliche Raubzüge und Feh-
den vermehrten sie ihre Macht sichtlich. So hatte ihre Burg gefürch-
tet dagestanden vom Jahre 1107 an bis zu 1400. Allein um diese
Zeit war der Uebermuth und das Umsichgreifen der Herren von Dohna
allgemein unerträglich geworden; und da der Burggraf Jeschke 1401
bei einem Adelstanze auf dem Dresdner Nathhause dem Ritter Ru-
dolph eine Ohrfeige gab: so entbrannte offene Wuth und Fehde gegen
das Dohna'sche Geschlecht. — Jeschke und seine Vettern Johne und
Heide trieben nun ihr Unwesen noch ärger, und machten durch Raub
und Mord die Gegend von Dresden und der böhmischen Grenze
überall unsicher. Da sah sich Markgraf Wilhelm von Meißen selbst
genöthigt, gegen die gewaltigen Ritter loszuziehen; viele Feinde der
Dohnaer nahmen zugleich Antheilz Heide und Johne fielen im Kam-
pfez endlich ward die Burg Dohna den 19. Juni 1401 eingenommen,
geschleift, und alle Dohnaische Besitzungen wurden für verwirkt er-
klärt und fielen dem Meißner Markgrafen anheim. Jeschke flüchtete
erst nach Wesenstein, dann nach Königstein und endlich nach Ungarn,
wo er in Ofen als Ruhestörer enthauptet wurde. — Seitdem liegt
der uralte Stammsitz der Herren „von Donye“ in Ruinen, die jetzt
nur in ganz unbedeutenden, Ueberbleibseln zu sehen sind. — Auch von
dem gegenüberliegenden Raubneste „der Robisch (Raubbusch)“ sind
nur wenige Trümmer noch zu finden. — Das war der schmählige
Untergang der hochmüthigen Burggrafen von-Dohna, von denen
übrigens in Sachsen und Schlesien noch Linien übrig sind.
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20. Juni.
Wiprecht von Groitzsch ktirbt.
Wohl der tapferste und merkwürdigste Mann aus der grauen
sächsischen Ritterzeit war Graf Wiprecht von Groibsch. Wie
Vieles gäbe es aus seinem ereignißreichen Leben zut erwähnen, wenn
wir nicht kurz sein müßten !.— Wiprecht war ein ächter Mann der
damaligen, Zeit — 1050 bis 1124 — ewig kampf= und raublustig;
so staxk##und muthig, daß er einen Löwen mit bloßer, Faust in die
Flucht schlug; bald hochmüthig und angesehen= bald in Staub und
Ohnmacht herabgesunken. Er hatte seine Hauptbesitzungen um Groicssch,
Leisnig und Pegau, erwarb sich aber durch seine Tapferkeit immer
mehr und mehr Land, erhielt vom böhmischen Könige als. Mitgife für
seine Gemahlin Judith auch die Oberlausiz und wurde- sogar Burg-
graf zu Magdeburg. Welch' ein ausgedehntes Gebiet! Er preßte Vieles