Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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eine herrliche Lehrerin für alle Welttheile; ihm die Stammschäfereien, 
diese ersten Erzeugerinnen der berühmten Electoralwolle, welche Sach- 
sen so großen Ruhm und so schöne Summen verschafft hat; ihm das 
Sanitätscollegium, eine Anstalt, die über Gesundheit, über ansteckende 
Krankheit, uber die Sorgfalt der Aerzte und Apotheker zum großen 
Heile des Landes wacht; ihm treffliche Anstalten zur Tilgung der- 
großen Schuldenlast, zur Emporbringung der Gewerbe und Fabriken, 
zur Verbesserung des ganz zerrütteten Militairwesens. Nur daß er 
zu sehr Soldat war und offenbar zu drückend gegen das arme Land 
dann verfuhr, wenn er anderthalb Millionen Thaler jährlich nur allein 
für das Soldatenwesen verlangte und erzwang! — Am 15. Septem- 
ber 1768 legte er seine Regierung (Administration) nieder und lebte 
wieder bis 1792 in Paris, dann aber in Zabeltitz bei Großenhain, 
wo er 1806 den 21. Juni unvermählt starb. 
22. Juni. 
Ereignils auf der Maumburger AMelle. 
Ein höchst trauriges Ereigniß trug sich im Jahre 1714 auf der 
Peter-Paulsmesse zu Naumburg zu, das nicht allein vielen Bewoh-= 
nern jener Stadt, sondern auch vielen Handelsleuten aus andern Ge- 
genden Sachsens Leben oder Gesundheit kostete. — Es gab auf der 
Messe eine Anzahl Buden, wo Schießpulver verkauft wurde. Un- 
glucklicherweise kommt ein Feuerfunken in ein Pulverfaß, und im 
Nu fliegen die umstehenden Buden in die Luftz vierhundert und sechs 
und zwanzig Häuser und zehn Scheunen werden zertrümmert, eine 
große Zahl von Menschen verliert das Leben. Manche Menschen 
wurden in die Häuser hinein-, andere über mehre Häuser hinweg- 
geschleudert. Ein Mädchen, das sich in einer der Pulverbuden be- 
funden hatte, war wunderbar am Leben erhalten worden und erzählte 
nachmals, wie das Unglück dadurch entsprungen sei, daß ein Käufer 
mit einem Brennglase die Güte des Pulvers auf der Hand geprüft 
habe; die Körner hätten sich entzündet und seien durch einen Luftzug 
in ein daneben stehendes Faß getrieben worden. — Möge Cuch, Ihr 
jungen Leser, dieser Vorfall zugleich eine abermalige Lehre sein, daß 
man mit Schießpulver nie vorsichtig genug umgehen könne, und daß 
man in der Nähe eines größern Pulvergefäßes nie gern verweilen 
dürfe! 
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