Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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Mann zur Beschüzung zurück, was frellich bei der Naͤhe Boͤhmens 
sehr wenig war. Unser Koͤnig begab sich mit seiner Familie nach 
Frankfurt am Main. Wie sich erwarten ließ, brachen bald Oestreicher 
in Sachsen ein und nahmen Dresden in Besitz (den 11. Juni). 
Auch die Schwarzen, ein Freicorps unter dem Herzog von Braun— 
schweig, durchzogen unser Land in verschiedenen Richtungen und nah— 
men Geld und Recruten mit hinweg. Endlich am 1. Juli 1809 
ruͤckten Westphalen und Hollaͤnder in Dresden ein, und der Koͤnig 
Hieronymus von Westphalen hielt dort seinen Einzug. Das brachte 
dem Lande Schutz vor dem Feinde, aber auch sehr theure und kostbare 
Freunde. Der merkwuͤrdige Westphalenkoͤnig, der sich in Wein und 
Eiern badete, brauchte sehr viel. — Gluͤcklicherweise kam bald nach 
der Schlacht bei Wagram (siehe den 6. Juli) ein Waffenstillstand 
und zuletzt, den 14. October, der Friede zu Schoͤnbrunn zu Stande. 
Sachsen gewann nichts durch diesen Krieg; denn die sechs boͤhmischen 
Doͤrfer, die ihm der Friede zusprach, sind niemals in Besitz genommen 
worden. Das Herzogthum Warschau dagegen, das damals mit Sach- 
sen verbunden war, erhielt allerdings neunhundert und zwanzig Qua- 
dratmeilen vom östreichischen Galizien; allein das machte, wie die 
polnischen Erwerbungen alle, dem Landesvater nur größere Sorge und 
dem Mutterlande nur neue Ausgaben. 
2. Juli. 
Heinrich der Vogelkteller (ttirbt. 
Kaiser Heinrich, mit dem unpassenden Namen „der Vogel- 
steller,“ ist, wenn er auch nicht eigentlich unserm Vaterlande angehört, 
doch von so großer Wichtigkeit für dasselbe, daß wir heute wohl mit 
Recht dankbar und fromm gerührt seinen Todestag feiern. Seine 
großen Thaten, sein unsterbliches Verdienst um das gesammte deut- 
sche Volk muß in der Weltgeschichte erwähnt werden. Wie er sieb- 
zehn Jahre hindurch mit großer Kraft das verwilderte, deutsche Reich 
beherrschte; wie er die gefährlichsten Feinde des damaligen Deutsch- 
lands, die wilden Ungarn, erst zum neunjährigen Waffenstillstande 
zwang und dann in einer großen Schlacht bei Merseburg nicht allein 
schlug sondern fast vernichtete; wie er allenthalben feste Plätze, um- 
geben von Wall und Graben, anlegte, woraus später die Städte 
entstanden; wie er seine Deutschen durch unaufhörliche Waffenübun- 
gen zu furchtbaren Kriegern, insonderheit zu trefflichen Reitern machte 
— dies und vieles Andere, was Heinrich's Regierung auszeichnet, 
kann hier nicht erzählt werden. Wir dürfen nur dessen gedenken, 
was er für die Gegend gethan hat, die wir jetzt bewohnen. Hier
	        
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