Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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rung vom Schauplatze des Wirkens abtrat: die errungene Religions- 
freiheit und die sehönen Stiftungen zur Förderung der Wissenschaft 
und Aufklärung. An die leztern erinnert uns der heutige Tag, der 
3. Juli. Moriß stiftete nemlich aus den verkauften oder verpachte- 
ten Kirchen= und Klostergütern Stipendien und Freitische für fleißige 
Studenten, vor k#lllem aber drei große Gelehrtenschulen, welche noch 
jett die Landes= oder Furstenschulen heißen, eine zu Meißen, eine 
zu Schulpforta und eine zu Merseburg, welche letztere aber 1550 schon 
nach Grimma verlegt wurde. Die Meißner Fürstenschule wurde den 
Z3,. Juli 1543 eröffnet, und an sie wollen wir darum heute vorzugs- 
weise gedenken. Sie gewährte damals sechszig (jett hundert und 
zwanzig) jungen Leuten, die sich für die Universität vorbereiten, freie 
Wohnung, Kost und Unterricht, hat vier Classen mit zehn bis zwölf 
Lehrern und hat im Laufe von fast dreihundert Jahren viele der be- 
rühmtesten Gelehrten gebildet. Gellert, Lessing, Rabener, Hahnemann 
und viele Andere waren einst Meißner Fürstenschüler. Hiob von 
Magdeburg, der 1566 die erste Landkarte von Sachsen zeichnete, 
Rivius, der so große Verdienste um Sachsens Schulen hat, 
Fabricius, von dem Vater August sagt: „Man moöchte diesen Mann 
mit Nägeln aus der Erde kratzen,“ standen einst als Lehrer und In- 
spectoren an dieser Anstalt. O, sowohl diese, als die beiden andern 
ähnlichen Anstalten haben unglaublichen Segen gestiftet, haben nächst 
der Reformation und den Universitäten am meisten die höhere, geistige 
Blüthe unsers Vaterlandes gefördert und dem fernsten Auslande von 
jeher zum Vorbild und Muster gedient! Dank darum dem großen 
Moriz, der mitten in seinem kriegsbewegten Leben ein so herrlicher 
Begründer des Lichts und der Wissenschaft wurde! Dank aber auch 
den edlen Männern, Doctor George von Konnerstädt und Johannes 
Rivius, welche dem Herzoge damals so treulich zur Seite standen, in 
ihm sicherlich am ersten die segensreichen IJdeen weckten und den Für- 
stenschulen ihre ersten Schulgesetze und Einrichtungen bestimmten! 
A. Juli. 
Belagerung von Langenkalza#). 
Im Jahre 1346 gerieth Markgraf Friedrich der Ernsthafte in 
einen Kampf mit dem Erzbischof von Mainz. Er sowohl, als der 
Erzbischof hatten von den Herren von Treffurth die Stadt Langensalza 
gekauft. Der Bischof wollte aber lieber die gan ze Stadt haben und 
  
*) Der Monatstag ungewiß.
	        
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