Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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16. Jannar. 
Holprediger Spalatin stirbt. 
So oft wir an die hohe Wohlthat der Reformation gedenken, 
und Luther's und Melanchthon's oder Friedrich's des Weisen und 
Heinrich s des Frommen Namen dankbar nennen, muß auch der ehr- 
würdige Hofprediger Spalatin, der Freund Friedrich's des Weisen und 
Johann's des Beständigen, uns zugleich vor die Erinnerung treten. — 
Er hat das schöne Werk der Kirchenverbesserung überall kräftig ge- 
fördert; er hat in unserm Vaterlande unzählige Visitationsreisen ge- 
macht und verwickelte Verhandlungen gepflogen, um die gereinigte 
Lehre einzuführen und gute Lehrer an Kirche und Schule anzustellen; 
er hat 1530 bei der Uebergabe unsers Glaubensbekenntnisses in Augs- 
burg vor Kaiser und Reich herrliche Worte gesprochen; er hat Luther 
und Melanchthon auf ihren schweren Gängen oft getrösteta, ermuthigt 
und durch seine Fürsprache bei den Fürsten vor Anfechtung geschützt. 
Kurz, ihm gebührt in der Geschichte unsrer Kirche und unsers Volkes 
ein unvergängliches Gedächtniß. Der heutige Tag war 1545 
Spalatin's Todestag: laßt uns da still seiner Segnungen gedenken 
und Gott danken, der auch dies große Rüstzeug der bedrängten Kirche 
gesendet hat. 
II. Januar. 
Friedrich der Weise geboren. 
An die große Zeit Friedrich's des Weisen mahnt uns der heutige 
Tag. Heute ward dieser Beschützer der Reformation, dieser Gründer 
der Universität Wittenberg, dieser Mann, den sein Land wie den 
besten Vater und seine Zeitgenossen, selbst der stolze Kaiser Karl, als 
einen Weisen und Gerechten verehrten — heute ward er in Torgau 
geboren. Wir werden noch später oft von ihm hören; darum laßt 
uns hier nur seine Jugendgeschichte betrachten und besonders erken- 
nen, daß in einer guten Erziehung und Jugendbildung meist der Keim 
zu suchen ist von allem Großen und Guten, das große Männer in 
der Welt gewirkt haben. Friedrich wurde von seinem Vater Ernst 
mit seinen Brüdern nach Grimma auf die dortige Domschule "eschickt 
und fand schon dort sehr wackere Lehrer, noch mehr aber späterhin in 
seinem Hofmeister, dem Magister Kemmerlin. Da lernte er nicht 
allein das Lateinische und Französische vollkommen verstehen und 
sprechen, sondern alles Gelernte und Gelesene Gard auch zur Bil- 
dung seines Herzens, zur Aufklärung seines Verstandes und zur För-
	        
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