Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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26. war Napoleon mit seiner Armee aus Schlesien wieder herbei— 
gekommen und die Besatzung sonach wieder staͤrker. Es begann ein 
furchtbarer Kampf. Auch die Verbündeten hatten einen französi- 
schen General auf ihrer Seite, der hauptsächlich die Belagerung 
Dresdens leitete: es war Moreau (Möroh). Der Regen goß wäh- 
rend dieser Tage in Strömen herab und machte das kleine Schieß- 
gewehr häufig unbrauchbar. Die Russen und Preußen stürmten 
mit unglaublicher Tapferkeit auf die französischen Schanzen: sse 
drangen bis in die Pirnaische Vorstadtz es schien unmöglich, ihrem 
Ungestüm zu widerstehen. Aber die jungen Soldaten des Kaisers 
schlugen sich ebenfalls mit Löwenmuth: sie warfen Alles zurück; die 
Generale Ney und Murat — welcher Lebtere die sächsischen Küras- 
sierregimenter bei sich hatte — verrichteten Wunder der Tapferkeik. 
Den 26. wurden die Russen und Preußen zutückgetrieben, und den 
27., wo General Moreau auf der Höhe von Räcknitz beide Beine 
verlor, mußte auch Schwarzenberg mit den Oestreichern zurück. Die 
Franzosen machten über funfzehntausend Gefangene, und Napoleon 
ritt am Abend dieses Tages von Regen triefend, aber neuer Hoff- 
nung voll, als Sieger in Dresden ein. Er war seine-letzte gewon- 
nene Schlacht in Deutschland. Das hatte der große Schlachten- 
meister wohl nicht gedacht! — Dresden hatte in den Schlachttagen 
unsäglich gelitten; mehr aber noch die Umgegend von Dresden und 
das platte Land. Davon Einiges übermorgen. 
28. Angust. 
Göthe geboren. 
Johann Wolfgang von Göthe, einer der größten Dichter 
der deutschen Nation, von Vielen der erste genannt, trat 1749 am 
28. August ins Leben ein. Er ward zwar nicht in den sächsischen Landen 
geboren — sein Vater war Doctor der Rechte in Frankfurt am Main — 
aber er lebte vom fünf und zwanzigsten bis zum vier und achtzigsten Le- 
bensjahre in Weimar und darf in sofern wohl als dem sächsischen Volke 
angehörig betrachtet werden. Was er geleistet, was ihn so groß gemacht 
und seinen Namen zu allen gebildeten Völkern der Erde getragen 
hat, das kann in gegenwärtigen Zeilen nicht näher geschildert wer- 
den. Es. sind seine außerordentlichen Dichterwerke und viele andere 
herrliche, tiefgedachte Geistesproducte, die er der Welt hinterlassen 
hat. Die meisten von diesen Schöpfungen des großen Geistes sind 
allerdings fürs Kindesalter und fürs Volk nicht verständlich, und 
darum ist auch Göthe's Name noch wenig in diese Kreise der
	        
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