Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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mern begrabend; vier und zwanzig andere standen von den herum- 
fliegenden Patronen und Granaten in wenig Minuten in Flammenz 
noch andere zweihundert wurden mehr oder minder beschädigt; vier- 
hundert und funfzig Menschen verloren dabei ihr Leben. Von der 
Erschütterung der Luft kann man sich einen Begriff machen, wenn 
man bedenkt, daß in einer Entfernung von hundert Schritten die 
Menschen zu Boden stürzten, in dem zwei Stunden entlegenen 
Schlosse zu Kreuzburg die Thüren von selbst aufsprangen, und in 
Gerstungen, vier Stunden weit, ein Wanken des Bodens wie vom 
Erdbeben bemerkt wurde. Das Unglück war in vollem Maße über 
das unglückliche Eisenach gekommen und seine gänzliche Vernichtung 
nahe, wenn sich die übrigen vier Pulverwagen, die glücklicherweise 
zurückgeblieben waren, aber jetzt zwischen brennenden Häusern standen, 
auch entzündeten. Jedoch hochherzige Bürger, die eigene Gefahr 
nicht achtend, spannten sich selbst vor diese Wagen, zogen sie aus 
der Stadt und wurden auf diese Weise die Retter ihrer ohnedem so 
unglucklichen Vaterstadt. 
2. September. 
Glänjende Septembertette 1719. 
Unter August dem Starken war viel Glanz und Pracht an 
unserm Hofe; aber Alles in dieser Art übertrafen wohl die Feste 
im berühmten September 1719, wo der Sohn August's sich mit 
der Kaiserstochter Maria Josepha vermählte. Sie sollen gegen 
vier Millionen Thaler gekostet haben. Die Fürstin kam von Pirna 
auf einem entgegengeschickten Prachtschiffe, welches hundert vergol- 
dete Gondeln und funfzehn Fregatten, jede zu acht bis zwölf Kano- 
nen, begleiteten. Alle Matrosen waren in Atlas gekleidet und hatten 
weißseidene Strümpfe an. König August, mit Edelskeinen von zwei 
Millionen Werth bedeckt, empfing in der Nähe der Stadt die 
Schwiegertochter. Neunzehnhundert Adelige und Hofbedienten, sechs 
Regimenter Fußvolk und einige Schwadronen Reiter nebst elfhundert 
Dresdner Bürgergardisten umgaben den König beim Empfange. 
Der Einzug geschah durch abermalige Truppenreihen, und in dem 
Zuge sah man unter Anderm hundert und sieben sechsspännie ge Ca- 
rossen, zweihundert sechs und achtzig Handpferde, zwei und funfzig 
Maulthiere, neun Schwadronen Reiter, hundert Schweizer, die sämmtli- 
chen Garden, vier und vierzig Generale, vier und zwanzig Mohren. Alles 
strotzee von Gold. Alle Truppen waren ganz neu gekleidet. Eine Ehren- 
pforte reihtesich eine an die andere. Dreihundert und dreißig Kanonen=
	        
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