Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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Kriege thätig und halfen entweder Friedrich oder dessen Bruder. Da 
aber von Wilhelm doch zulebt viele abfielen und sich auf Friedrich's 
Seite wendeten, so rief dieser ein Raubgesindel, das noch vom Hufs- 
sitenkriege her ans Rauben, Sengen und Morden gewöhnt war, zu 
Hilfe: er nahm neuntausend Böhmen in Sold. Diese hausten in 
Freundes= und Feindesland gleich grausam, Und besonders der Lan- 
desstrich von Dresden bis Döbeln, Pegau und Zeih ward von den 
Barbaren gräßlich verwüstet. Das Städtchen Königsee im Schwarz-= 
burgischen vertilgte man ganz; in Gera wurden fünftausend unschul- 
dige Menschen ermordet und Alles zerstört und geplündert; allenthal- 
ben gab es kleine, aber höchst wüthende Kämpfe. Doch schreibt sich 
gerade aus diesem Kriege hauptsächlich der Beiname Friedrich's her. 
Denn als die Heere der beiden Brüder bei Gera einander gegenüber- 
standen, soll ein guter Schütze aus Friedrich's Heere sich erboten haben, 
den Herzog Wilhelm mit einem Buchsenschusse zu tödten; Friedrich 
aber soll ausgerufen haben: „Schieß, wen Du willst, nur meinen Bru- 
der nicht!“ Bald nach jener Begebenheit kam es auch endlich zur Ver- 
söhnung: die feindlichen Brüder schlossen im October einen Waf- 
fenstillstand, welchem den 26. Januar der langersehnte Friede 
folgte. 
27. Jannar. 
Geburtstag der Königin. 
Den Geburtstag der erhabenen Landesmutter feiert heute das 
Vaterland, lieben Kinder, und sie, die ein Gegenstand der innigsten 
Verehrung für Alle ist, welche sie in der Nähe beobachten, sollt auch 
Ihr immer näher kennen lernen, sollt ihr Bild treu im Herzen be- 
wahren und ihre Tugenden auch in den niedern Kreisen des Lebens 
eifrig nachahmen. Maria Anna Leopoldine, die Tochter des großen 
unvergeßlichen Königs Marimilian von Baiern, ward geboren den 
27. Januar 1805 und mit unserm allgeliebten König vermählt den 
24. April 1833. Der Ruf seltner Anmuth und Seelengröße ging 
ihr voran, ehe wir sie noch sahen, und darum wurde sie auch, als sie 
in der Sachsen Mitte eintrat, mit reiner, begeisterter Liebe empfan- 
gen. Aber sie hat den Ruf auch bewährt und steht vor ihrem dank- 
baren Volke da als leuchtendes Muster und Vorbild. Wir erkann- 
ten im Jahre 1837, als unser Landesvater in fremden Landen und 
weiter Ferne bedenklich erkrankt war, ihre treue, innige Liebe zu dem 
erhabenen Gatten, dem sie augenblicklich entgegenreiste, um ihn 
auch in der Fremde liebend zu pflegen. Wir hören von ihrer unab-
	        
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