21
laͤssgen Sorge fuͤr alle Wohlthaͤtigkeits- und Erziehungsan—
stalten der Residenz, die sie allwoͤchentlich persoͤnlich besucht und
eifrig unterstützt. Wir wissen, daß sie ihre größte Freude darin
findet, nübliche Anstalten zu fördern, Nothleidende zu er-
quicken, Kranken Trost und Hilfe zu bringen, und überall Wohl-
thätigkeit zu üben und zu erwecken. Wir vernehmen, daß sie an
Leutseligkeit gegen Niedere, an weiser Sparsamkeit und Wirth-
lich keit, an stiller Häuslichkeit und Einfachheit ganz ihrem
herrlichen Vater gleicht und eben so eine Landesmutter zu werden
sich bestrebt, wie er in seinem Baierlande ein Landesvater einst war.
Muß uns das nicht mit hoher Verehrung und Ehrerbietung erfüllene
Müssen wir nicht mit Freude, Stolz und seliger Hoffnung für die
Zukunft zu einer solchen Königin aufblicken? Und muß nicht jedes
fühlende Herz am heutigen Tage fromme Wünsche und Gebete für
langes, langes Leben und Wohlergehen dieser edlen Fürstin zum Hime
mel emporschicken? — Ja, sie ist ein segnender, schüßender Geist für
unser theures Vaterland: Gott lasse sie lange noch walten unter un-
serm Volket
28. Jannar.
Felir Weisse geboren.
Am Todestage Karl's des Großen ward in Annaberg 1726 ein
Mann geboren, der einen Ruf durch ganz Deutschland erhielt und
sich um deutsche Gelehrsamkeit und Bildung, namentlich aber um
Kindererziehung und Jugendbildung unsterbliche Verdienste erwarb.
Christian Felix Weiße war der Sohn des Rectors in Annaberg
und nachmals in Altenburg. Sein Vater starb, als der Sohn erst
vier Jahre alt war, und Weiße mußte sich, da die Mutter arm und
der Stiefvater, den er später erhielt, sehr hart war, auf dem Gym-
naskum in Altenburg und auf der Universität zu Leipzig höchst küm-
merlich behelfen. Er fing bald an, mit Lessing in enge Freundschafts-
verbindung zu treten und so wie dieser durch Bücherschreiben sich seinen
Erwerb zu suchen. Anfangs schrieb er viel fürs Theater und ward
durch seine Schau= und Lustspiele überall in Deutschland berühmt.
Darauf ward er der Lehrer und Führer eines jungen Grafen, lebte
und arbeitete mit diesem in Leipzig, reiste mit ihm nach Paris und
erhielt nach seiner Rückkehr die Stelle eines Kreissteuereinnehmers in
Leipzig. Von nun an ward er durch eine andere Art von Schriften
noch weit berühmter. Er schrieb seinen Kinderfreund und viele
andere Jugendschriften, die bessern Jugendunterricht und freiere Kin-