Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

280 
Kurfürsten die Härte und Bitterkeit, die anscheinende Unversoͤhnlich— 
keit und Gehässigkeit, mit der er alle Bitten, alle Briefe und alle 
Verwendungen der achtbarsten Männer zurückwies, wenn sie den 
armen Johann Friedrich betrafen. Am 24. November 1571 be- 
antwortete er vom Schlosse Lochau aus ein flehentliches, höchst 
demüthiges Schreiben der guten Elisabeth mit scharfen, erbitterten 
Worten und schlug ihr Gesuch „um ein leidlicheres Gefängniß für 
ihren Gemahl“ abermals unbedingt ab. Den unglücklichen Gefan- 
genen selbst, der vierzehn Jahre lang unzählige Male an August 
schrieb und um Gnade bat, gab er nicht eine einzige Antwort; ja er 
verbreitete zuletzt sogar das Gerücht, als sei er zwar zur Versöhnung 
mit dem Herzoge bereitwillig, dieser aber den friedlichen Vorschlägen 
stets abgeneigt gewesen. Dabei redete er oft von „hochwichtigen 
Ursachen,“ welche ihn zur Härte gegen den bedrängten Vetter zwän- 
gen. Nimmt man nun auch an, daß er dem Herzog, wenn er wie- 
der in Freiheit käme, nichts Gutes zutraute, und daß er entweder 
seine Charakterschwäche, oder seine Rache fürchtete: so läßt sich doch 
der Grund für eine so lange, nie zu versöhnende Härte wohl niemals 
bestimmt auffinden und der Verdacht grausamer Unerbittlichkeit 
schwerlich ganz beseitigen. 
25. November. 
Harte Behandlung der Stadt Themnitz im tiebenfährigen 
Kriege. 
Wie Leipzig und Dresden während des sfebenjährigen Krieges 
eine furchtbare Leidenszeit bestanden, so auch die damals schon blu- 
hende Fabrikstadt Chemnitz. Sie hat nur allein achthundert und funf- 
zigtausend Thaler baare Brandschatzungsgelder und hunderttausend 
Thaler andere Kriegsleistungen bezahlen müssen, die Einquartierungen, 
die Rekrutirungen, die Beköstigung und die zahllosen Handelsverluste 
ungerechnet. Am 25. November 1759 forderten die Preußen hun- 
derttausend Thaler, und als diese nicht aufgebracht werden konnten, 
wurden Soldaten — bis zu vierzig Mann aufs Haus — eingelegt, 
die täglich der Mann acht gute Groschen vom Hauswirth bekommen 
mußten, bis daß die Kriegssteuer bezahlt war. Dies wiederholte 
sich drei bis vier Mal noch furchtbarer. Es wurden die Rarhsper- 
sonen und die angesehensten Kaufleute mehrmals verhaftet; zwei 
Mal konnte Niemand die Leipziger Neujahrmesse beziehen, weil 
alle Fabrikherren bei Wasser und Brod im Gefängniß schmachteten; 
öfter wurde gedroht, die Gefangenen nach Magdeburg zur Festungs-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.