Vorrede.
Gerade der Sachse sollte es vorzugsweise sich angelegen sein
lassen, sein geliebtes Vaterland immer gründlicher kennen zu ler-
nen. Denn nicht genug, daß alle sächsischen Länder in ihrer Re-
gierung und Verfassung, in ihrem Gewerbfleiß und ihrer
ausgezeichneten Bildung, in ihren trefflichen Anstalten und
Einrichtungen unläugbar als Muster dastehen in der Reihe der
europäischen Staaten: auch ihre Entstehung und ihr Alter ist so
ehrwürdig, die Schicksale sind so höchst merkwürdig und verwickelt,
und die Erscheinungen und Ereignisse, die aus dem kleinen Sach-
sen über die Welt ausgegangen, sind so großartig, so folgenreich
und unvergeßlich, daß der Sohn des Vaterlands doch vor Allem
in den Geschichten seiner großen Vorzeit heimisch werden sollte.
Darum ist auch durch die neuesten, trefflichen Schulgesetze selbst
den niedern Volksschulen die Vaterlandskunde und Vaterlands-
geschichte als wichtiger Lehrgegenstand empfohlen worden. Doch
die gesammte sächsische Geschichte in ihrem Zusammenhange und
mit Ausführlichkeit zu erzählen, überschreitet nur allzuleicht die
Grenzen der Volksöschule, raubt andern gemeinnützigen Lehrge-
genständen und wohl gar dem wichtigsten, der Religionslehre,
Zeit und Platz und gelingt überdies doch in vielen Fällen nur
sehr unvollkommen, weil der Volksschullehrer noch kein seinem
Zwecke entsprechendes Lehrbuch in den Händen hat: wir haben
eine musterhafte Vaterlandskunde für Elementarunterricht, nicht
aber auch eine ähnliche Vaterlands geschichte. Es schien daher
dem Verfasser des vorliegenden Buches, der selbst seit Jahren alle
wöchentlich Unterricht in der sächsischen Geschichte gibt, nicht un-
passend, den Lehrern, wie der lernbegierigen Jugend kurze, mög-
lichst faßlich und anziehend erzählte Fragmente aus der Geschichte
unser5 Volkes zu übergeben, die sie nach beliebiger Wahl auf
eine dreifache Weise benutzen könnten. Entweder — so dachte